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%\begin{Sat}
% $E\subset \mb{R}^n$
% \[E\s\text{kompakt}\iff E\s\text{folgenkompakt}\]
% d.h.
% \[\forall \left\{ x_k \right\} \subset E\s\exists\s\text{Teilfolge}\s \left\{ x_{k_l} \right\}\s\text{die gegen $x\in E$ %konvergiert}\]
%\end{Sat}
Wir geben noch eine zweite Characterisierung der kompaken Teilmenge von $\mb{R}^n$.
\begin{Def}
(Überdeckungseigenschaft) EIne Familie $\left\{ U_\lambda \right\}_{\lambda\in\Lambda}$ von Teilmengen von $\mb{R}^n$ ist eine \"Uberdeckung einer Menge $E$ falls
\[\bigcup_{\lambda\in\Lambda} U_\lambda\supset E\]
Eine Teilüberdeckung ist eine Teilfamilie von $\left\{ U_\lambda \right\}$ die noch eine Überdeckung von $E$ ist.
Eine Teilmenge $E\subset\mb{R}^n$ besitzt die Überdeckungseigenschaft falls:
\begin{itemize}
\item $\forall$ Überdeckung $\left\{ U_\lambda \right\}_{\lambda\in\Lambda}$ von $E$ mit offenen Mengen $\exists$ endliche Teilüberdeckung.
\end{itemize}
\end{Def}
\begin{Bsp}\label{b:off}
Eine offene Kugel hat diese Eigenschaft nicht.
\[\forall x\in K_r(0)\s\text{sei}\s K_{\frac{r-\Norm{x}}{2}}(x)=U_x\]
\begin{enumerate}
\item $\left\{ U_x \right\}_{x\in K_r(0)}$ ist eine Überdeckung von $K_r(0)$.
Einfach weil $x\in U_x$!
\item Keine endliche Teilfamile von $\{U_x\}$ ist eine \"Uberdeckung von $K_r (0)$.
In der Tat, sei $\{U_{x_1},\cdots,U_{x_N}\}$ eine beliebige endliche Teilfamilie. Sei
\[\rho:=\max_{i\in\left\{ 1,\cdots,N \right\}}\Norm{x_i}<r\]
$\implies$ falls $\Norm{y}\geq \frac{\Norm{x_i}+r}{2}$ dann $y\not\in U_{x_i}$. So, wenn $\Norm{y}\geq \frac{\rho+r}{2}$ dann
\[y\not\in U_{x_1}\cup\cdots\cup U_{x_N}\, .\]
Aber $\frac{\rho+r}{2}< r$. So, wenn
$\Norm{y}=\frac{p+r}{2}$, dann $y\in K_r(0)$.
\end{enumerate}
Jede geschlossene Kugel hat die \"Uberdeckungseigenschaft: das ist eine Konsequenz
des n\"achsten Satzes.
\end{Bsp}
\begin{Sat} \label{s:k_ub}
Sei $E\subset\mb{R}^n$
\[E\s\text{kompakt}\iff E\s\text{hat die Überdeckungseigenschaft}\]
\end{Sat}
\begin{Bem} Satz \ref{s:k_ub} kann auch so formuliert werden:
\[
(\mbox{$E$ beschr\"ankt und abgeschlossen}) \iff E\s\text{hat die Überdeckungseigenschaft}\, .\]
Das Beispiel \ref{b:off} erkl\"art wie so die Abgeschlossenheit n\"otig ist.
Sei nun $E=\mb{R}^n$ und $U_n=K_{n+1}(0)$.
\[E\subset \bigcup_{n\in\mb{N}} U_n\]
Aber $\forall N\in\mb{N}$
\[\mb{R}^n=E\not\subset \bigcup_{n=0}^N U_n\, .\]
Dieses Beispiel zeigt wie so die Beschr\"ankheit n\"otig ist.
\end{Bem}
\begin{Bew}[Beweis des Satzes \ref{s:k_ub}]
{\bf $E$ ist nicht kompakt $\implies$ Überdeckungseigenschaft gilt nicht.}
Da $E$ nocht kompakt ist, $\exists \left\{ x_i \right\}\subset E$ ohne konvergente Teilfolge in $E$.
$\implies$ Zwei Möglichkeiten:
\begin{enumerate}
\item $\exists$ eine beschr\"ankte Teilfolge von $\{x_i\}$. Bolzano-Weierstrass $\implies$
$\exists$ Teilfolge $\left\{ y_i \right\}\subset \{x_i\}\subset E$ die gegen $y\in \mb{R}^n$
konvergiert. $y\not\in E$.
\item $\{x_k\}$ besitzt beschr\"ankte Teilfolge $\implies$ $\|x_i\|\to \infty$.
\end{enumerate}
Beim ersten ist die folgende Menge offen:
\[U_0:=\mb{R}^n\setminus \underbrace{\left( \left\{ y_i \right\}\cup\left\{ y \right\} \right)}_{E\s\text{ist abgeschlossen}}\]
Beim zweiten gilt:
\[U_0=\mb{R}^n\setminus\underbrace{\left\{ x_i \right\}}_{F}\s\text{ist offen}\]
\[U_n=U_0\cup \left\{ y_1,\cdots,y_{n-1} \right\} \s n\geq 0\]
$U_n$ ist auch offen.
\[\bigcup_{n=0}^{\infty}U_n= \begin{cases}
\mb{R}^n\setminus \left\{ y \right\}& \text{im Fall 1}\\
\mb{R}^n & \text{im Fall 2}
\end{cases}\]
Aber jede endliche Familie
\[U_0\cup U_1\cup \cdots\cup U_n\not\supset E\]
in beiden Fällen lassen wir unendlich viele Punkte weg.
\bigskip
{\bf $E$ kompakt $\implies$ $E$ besitzt die Überdeckungseigenschaft.}
$E$ ist beschränkt und abgeschlossen und sei $\left\{ U_\lambda \right\}_{\lambda\in\Lambda}$ eine Familie von offenen Mengen mit $E\subset\left\{ U_\lambda \right\}_{\lambda\in\Lambda}$. Wir decken die Menge $U$ mit Würfel. Jeder W\"urfel hat die Form
\begin{equation}\label{e:wurf}
\left[k_1,k_1+1\right]\times \left[ k_2,k_2+1 \right]\times \cdots\times \left[ k_n,k_n+1 \right]
\end{equation}
wobei $k_1, \ldots k_n \in \mb{Z}$.
Nun, da $E$ beschr\"ankt ist, $\exists N\in \mb{N}$ so dass $[-N, N]^n \supset E$. Aber
$[-N, N]^n$ k\"onnen wir mit $M=(2N)^n$ W\"urfel der Form \eqref{e:wurf} \"uberdecken:
\[E\subset W_1\cup\cdots\cup W_M\]
Falls jedes $E\cap W_i$ mit einer endlichen Familie von $\left\{ U_\lambda \right\}$ überdeckt wird, dann finde ich eine endliche Überdeckung von $E$ wenn ich die Vereinung der entsprechenden endlichen Teil\"uberdeckungen
von $E\cap W_i$ nehme. So, angenommen dass die Überdeckungseigenschaft nicht gilt,
$\exists E_1:= E\cap W_i$ s.d.
\begin{enumerate}
\item $\left\{ U_\lambda \right\}_{\lambda\in\Lambda}$ eine Überdeckung von $E_1$
\item keine endliche Teilfamilie deckt $E_1$.
\end{enumerate}
Teilen wir $W_i$ in $2^n$ Würfel mit Seite $\frac{1}{2}$
\[\tilde W_1,\cdots,\tilde W_{2^n}\, .\]
Mit dem obigen Argument finden wir
\[E_2:= E\cap \tilde W_i:\s\text{die Eigenschaften 1. und 2. mit $E_2$ statt $E_1$ noch gelten}\]
Induktiv
\[E\supset E_1\supset E_2\supset\cdots\]
jede $E_i\subset W^i$ Würfel mit Seite $2^{-i+1}$ und die beiden Eigenschaften 1. und 2. gelten mit $E_i$ statt $E_1$.
Ausserdem, $E_i$ ist nicht leer. F\"ur jede $i$ w\"ahlen wir $x_i\in E_i$.
Dann $\left\{ x_k \right\}\subset E$. Aber $\left\{ x_k \right\}$ ist eine Cauchy-Folge: falls $j,k>i$,
$x_k,x_j\subset E_i$ und $E_i$ ist in einem W\"urfel mit Seite $2^{-i+1}$ enthalten.
Deswegen $\Norm{x_j-x_k}\leq \sqrt{n}2^{-i+1}$. Die Vollestendigkeit von $\mb{R}^n$ garantiert
die Existenz von $x\in \mb{R}^n$ s.d. $x_k\to x$. Da $E$ abgeschlossen ist, $x\in E$. Deswegen $\exists U_\mu
\in \{U_\lambda\}_\lambda$
s.d. $x\in U_\mu$. Da $U_\mu$ offen ist,
\[\exists K_r(x)\supset U\]
Aber, $x\in E_i$ f\"ur jedes $i$ (weil $\{x_k\}_{k\geq i}\subset E_i$ und $E_i$ ist abgeschlossen!).
Sei nun $k\in \mb{N}$ s.d. $\sqrt{n}2^{-k+1} < r$. Falls $y\in E_k$, dann $\|y-x\|\leq \sqrt{n}2^{-k+1} < r$.
Deswegen $E_k\subset K_r (x)\subset U_\mu$. So, die Familie $\{U_\mu\}$ ist endlich (ent\"ahlt
sogar einen einzigen Element!) und \"uberdeckt $E_k$. Widerspruch!
\end{Bew}
\begin{Bem}
$f$ stetig $\implies$ $f^{-1}(U)$ offen falls $U$ offen: diese m\"achtige Characterisierung
der Stetigkeit werden wir nun nutzen!
\end{Bem}
\begin{Kor} Sei $E\subset \mb{R}^n$ kompakt und $f\mb{R}^m\to \mb{R}^k$ stetig.
Dann $f(E)$ ist kompakt.
\end{Kor}
\begin{Bew}
Sei $\left\{ U_\lambda \right\}$ eine Überdeckung (mit offenen Mengen) von $f(E)$, dann ist $\left\{ f^{-1}\left( U_\lambda \right) \right\}$ ein Überdeckung von $E$.
\[\exists f^{-1}(U_{\lambda_1}),\cdots,f^{-1}(U_{\lambda_N}\s\text{Teilüberdeckung von $E$}\]
$U_{\lambda_i},\cdots,U_{\lambda_N}$ ist eine Überdeckung von $f(E)$ $\implies$ $f(E)$ ist kompakt
\end{Bew}
\begin{Kor}\label{k:max_und_min}
Wenn $f:\mb{R}^n\to \mb{R}$ stetig ist und $E\subset\mb{R}^n$ kompakt ist, besitzt $f$ ein Maximum und ein Minimum auf $E$.
\end{Kor}
\begin{Bew}
$f(E)\subset\mb{R}$ ist kompakt.
\[s=\sup f(E)<+\infty\]
\[\exists \left\{ x_k \right\}\subset f(E)\s\text{mit}\s x_k\to s\xRightarrow{\text{abgeschlossen}}s\in s\in f(E)\]
\[\left( s-\frac{1}{k}\implies \exists x_k\in f(E)\s\text{mit}\s x_k>s-\frac{1}{k},x_k\leq s \right)\]
$\implies$ $s$ ist ein Maximum.
\end{Bew}
Ohne Beweis:
\begin{Lem}\label{l:tietze}[Lemma von Tietze]
Sei $E\subset \mb{R}^{m}$ kompakt und $f:E\to \mb{R}$ stetig. Dann $\exists g: \mb{R}^n\to
\mb{R}$ stetig s.d. $g|_E = f$.
\end{Lem}
Wenn wir Lemma \ref{l:tietze} und Korollar \ref{k:max_und_min} kombinieren, erhalten wir
den folgenden Satz:
\begin{Sat}
Wenn $E\subset\mb{R}^n$ kompakt ist und $f:E\to \mb{R}$ stetig ist, besitzt $f$ ein Maximum und ein Minimum.
\end{Sat}
Wir geben auch einen alternativen Beweis, unabh\"angig von Tietzes Lemma
\begin{Bew}
Sei $s = \sup \{f(x):x\in R\}$ (es kann sein dass $s=\infty$). Dann $\exists \{x_k\}\subset E$
s.d. $f(x_k)\to s$. Die Kompaktheit von $E$ impliziert die Existenz einer Teilfolge
$\{x_{k_i}\}$ die gegen einen Element $x\in E$ konvergiert. Deswegen
\[
s = \lim_{i\to\infty} f(x_{k_i}) = f(x)\, .
\]
Ein \"ahnlichens Argument beweist die Existenz einer Minimumstelle.
\end{Bew}
Zur Erinnerung: das Intervallschachtelungsprinzip in $\mb{R}$.
Sei $I_j$ eine Intervallschachtelung d.h.:
\begin{enumerate}
\item \[I_j=\left[ a_j,b_j \right]\]
\item \[I_0\supset I_1\supset \cdots \supset I_j\supset I_{j+1}\]
\item \[b_j-a_j\to 0\]
\end{enumerate}
Dann
\[\bigcap^\infty_{j=0}E_j\neq\varnothing\]
Ein Verallgemeinerung dieses Prinzips ist der Folgende
\begin{Sat}
Sei $E_j$ eine Folge von kompakten Mengen mit $E_j\supset E_{j+1}$ $\forall j$ ($E_0\subset\mb{R}^n$).
Dann
\[\bigcap_{j=1}^\infty E_j\neq\varnothing\s\text{falls}\s E_j\neq\varnothing \s\forall j\]
\end{Sat}
\begin{Bew}
Sei $E_j$ wie im Satz mit $E_j\neq\varnothing$, aber $\bigcap_{j=0}^\infty E_j=\varnothing$. Sei $U_j:=\mb{R}^n\setminus E_j\implies U_j$ ist offen. $\bigcup_{j=1}^\infty U_j=\mb{R}^n$ und deswegen
ist $\left\{ U_j \right\}$ eine Überdeckung von $E_0$. Aber $U_1\cup\cdots\cup U_N=U_N$ (weil $U_{j+1}\supset U_j$)
\[U_N\not\supset E_N\neq \varnothing\s E_N\subset E_0\]
Keine endliche Teilfamilie von $\left\{ U_j \right\}$ ist eine Überdeckung von $E_0$. Widerspruch wegen der Kompaktheit von $E_0$.
\end{Bew}
Wir geben endlich eine Zusammenfusassung der Eigenschaften der stetigen Funktionen $f:\mb{R}^n\to
\mb{R}^k$:
\begin{itemize}
\item $E\subset \mb{R}^k$ offen $\implies$ $f^{-1} (E)$ offen;
\item $E\subset \mb{R}^k$ geschlossen $\implies$ $f^{-1} (E)$ geschlossen;
\item $E\subset \mb{R}^n$ kompakt $\implies$ $f(E)$ kompakt.
\end{itemize}
Aber {\em Vorsicht!}
\begin{itemize}
\item $E\subset \mb{R}^n$ offen impliziert {\bf nicht} $f(E)$ offen;
\item $E\subset \mb{R}^n$ geschlossen impliziert {\bf nicht} $f(E)$ geschlossen;
\item $E\subset \mb{R}^k$ kompakt impliziert {\bf nicht} $f^{-1} (E)$ kompakt.
\end{itemize}