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<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt><title>Von Jean Paul und Caroline Richter an Emanuel. Coburg, 2. Mai 1804, Mittwoch</title><respStmt ref="http://d-nb.info/gnd/1155558472"><persName><surname>Jahnke</surname><forename>Selma</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editorin</note></resp></respStmt><respStmt><persName ref="http://d-nb.info/gnd/1121508855"><surname>Neuber</surname><forename>Frederike</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Konzeption und Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Rölcke</surname><forename>Michael</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editor</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Lecroq</surname><forename>Axelle</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Thielert</surname><forename>Pauline</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Mitarbeit</note></resp></respStmt></titleStmt><editionStmt><edition>Briefe aus Jean Pauls Umfeld. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020-). In: Jean
Paul – Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert
Miller und Frederike Neuber (2018–).</edition></editionStmt>
<publicationStmt><publisher><email>telota@bbaw.de</email><orgName>TELOTA - The Electronic Life Of The Academy</orgName><orgName>Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften</orgName><address><addrLine>Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin</addrLine><country>Germany</country></address></publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><date type="publication">2020 ff.</date><availability status="free"><licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/"/></availability></publicationStmt>
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<msDesc rend="manuscript" type="baseText">
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<institution>SBa</institution>
<collection/>
<idno type="shelfmark">OFS.Autogr. R 1(1804.05.02</idno>
</msIdentifier>
<physDesc><p> 1 Dbl. 8°, 1 S. von Jean Paul, 3 S. von Caroline Richter.</p></physDesc>
</msDesc>
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<witness>
<bibl rend="print" type="witnessText">Denkwürdigkeiten 1, 158–159 (nur
Carolines Briefteil).</bibl></witness>
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<bibl rend="print" type="witnessText"><ref type="letter" subtype="document" target="3-IV_462">3. Abt., Bd. IV, Nr. 462</ref> (nur von Jean
Paul).</bibl>
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</listWit><p/>
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<correspDesc>
<correspAction type="sent">
<persName key="JP-999999">Johann Paul Friedrich (Pseud. Jean Paul) Richter</persName>
<persName key="JP-003469">Caroline Richter</persName>
<placeName key="JP-005649">Coburg
</placeName>
<date when="1804-05-02" cert="high"/>
</correspAction>
<correspAction type="received">
<persName key="JP-003087">Emanuel Osmund</persName>
</correspAction>
<correspContext>
<ref type="next" target="4-IV_348">Von Emanuel an Jean Paul. Bayreuth, 13. Mai
1804</ref>
</correspContext>
<note>Präsentat auf S. 1: 13<hi rendition="#u"><hi rendition="#sup">t</hi></hi>-20<hi rendition="#u"><hi rendition="#sup">t</hi></hi>
<hi rendition="#aq">Mai</hi> beantw (offenbar nur ein Teil der Antwort
überliefert.)</note>
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<keywords scheme="#correspondents">
<term corresp="#JP-012320">Caroline Richter-Kreis</term>
<term corresp="#JP-011958">Emanuel-Kreis</term>
</keywords>
<keywords scheme="#topics">
<term corresp="#JP-012113">Umzüge</term>
<term corresp="#JP-012449">Kinder</term>
<term corresp="#JP-012486">Krankheit bzw.
Gesundheitszustand</term>
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<div type="writingSession" xml:id="Schreibakt_1" hand="#JP-999999">
<opener>
<dateline>
<hi rendition="#aq">Cob.</hi> d. 2. Mai.<lb/>1804</dateline>
</opener>
<p>Vergeben Sie mein Schweigen, das nicht einmal heute aufhört. Ich wartete ewig auf
ein Bierfährmann. <hi rendition="#aq">
<persName key="JP-003112">Otto</persName>
</hi> wird Ihnen aus meinem Br<ex>ie</ex>fe einige Bitten zeigen. Nächstens mehr
u besser! Nur von Thieriot wünscht’ ich baldige Nachrichten u. von Ihnen d
Entschuldigungen Ihres Schweigens, wenn nicht die Reise die schönste ist. Adio,
Alter!</p>
</div>
<div type="writingSession" xml:id="Schreibakt_2" hand="#JP-003469">
<p>Ich <seg type="comment"><orig><supplied cert="high">wo</supplied></orig><note xml:id="nxjd_1fr_1nb">Die Anmerkung von Jean Paul bezieht sich auf einen
von <persName key="JP-003471">Emma Richter</persName> verursachten
Tinten- oder Schmutzfleck bzw. auf ein kleines Loch im
Papier.</note></seg>
<seg type="transposition" subtype="note" corresp="#page2" rend="mTop" style="rotate-180" hand="#JP-999999">Das hat <persName key="JP-003471">Emma</persName> gethan.</seg>hne in Gedanken schon so lange bei Ihnen,
guter Emanuel, d<ex>a</ex>ß ich Briefe zwischen uns für überflüßig hielt – <del rendition="#s">de</del> meine ganze Sehnsucht geht nach <placeName key="JP-005574">Bayreuth</placeName> als dem lezten Ruhepunkt, weil ich
erfahre d<ex>a</ex>ß allein die Freundschaft uns eine Heimath bildet – überall
fühle ich mich fremde, und mir war bis dahin, als wäre ich immer nur auf der
Reise. – – –</p>
<p><persName key="JP-999999">Richters</persName> Wanken zwischen <placeName key="JP-005574">Bayreuth</placeName> und <hi rendition="#u">
<placeName key="JP-005791">Gotha</placeName>
</hi> woran ihn der Tod des <persName key="JP-000997">alten Herzogs</persName>
erinnert hat, macht mich nicht wenig bange – ich habe nichts was meine Furcht
des Vorzugs für <placeName key="JP-005791">G.</placeName> rechtfertigte, denn <choice>
<abbr>
<persName key="JP-999999">Rr.</persName>
</abbr>
<expan>Richter</expan>
</choice> ist durchaus unentschied<ex>en</ex>, aber das Schiksal schmeichelt so
selten unsr<ex>en</ex> Wünschen, daß man fast sicherer auf das rechnen kann was
ihnen entgegen ist. Einen kleinen Trost finde ich in einer bloßen Fantasie, ohne
allen Grund: nemlich, d<ex>a</ex>ß der auch auf dem Sprunge stehende <persName key="JP-002583">Mahlmann</persName> (der nicht länger in <placeName key="JP-005948">Leipzig</placeName> bleiben will) <del rendition="#s">auch</del>
<placeName key="JP-005791">Gotha</placeName> wählte – wo ich dann mit meiner
<persName key="JP-002581">Ernestine</persName> vereinigt wäre! </p>
<p><pb n="3"/>Aber bei Ihnen erwartete uns ein schönes Leben, wir würden uns täglich
sehen – und Eine Familie ausmachen – wir würden uns nicht entbehren können – und
so muß es seyn, wenn man glüklich seyn will. <persName key="JP-999999">Richter</persName> fühlt eben so sehr das Bedürfnis nach Herzlichkeit, und
wahrer Liebe. Die Leere des höfischen Lebens hat er zum Überdruße genoßen und
nur wenn es mit recht viel Geist gewürzt wäre, wie wohl in <hi rendition="#aq">
<placeName key="JP-005791">Gotha</placeName>
</hi> kann er es wieder suchen. Sein<del rendition="#s">e</del> Entscheiden
entscheidet eine besondere Gunst des <persName key="JP-000943">neuen
Herzogs</persName> der ihn ja als Erbprinz so goutirt.</p>
<p>Waren Sie wohl, Emanuel im trüben Vor-Frühling? Sind Sie jezt nicht recht heiter?
<del rendition="#s">
<gap reason="illegible" quantity="8" unit="words"/>
</del> Wohnen Sie bei Tage wieder in <persName key="JP-004367">Uhlfelders</persName> Gartenhaus, wo wir vor einem Jahre die seeligsten
Abende feierten?</p>
<p>So eine Wohnung ins Freie wünschte ich mir wenn wir wirklich zu Ihnen giengen –
oder in <persName key="JP-003112">
<hi rendition="#aq">Otto’s</hi>
</persName> Gegend am herrlichen <hi rendition="#aq">
<placeName key="JP-005989">Main</placeName>
</hi>. Auf jeden Fall wünschte ich <add place="intralinear">eine</add> untere
<hi rendition="#aq">Etage</hi> zu bewohnen, wo <hi rendition="#u">keine</hi>
oder nur <pb n="4"/>höchstens <hi rendition="#u">eine</hi> Treppe zu ersteigen
ist, das ist eine kleine Bedingung meiner Glükseeligkeit.</p>
<p>Meine Geschichte der vergangenen Tage ist kürzl. diese:</p>
<p><persName key="JP-003471">Emma</persName> und <persName key="JP-003490">Max</persName> wurden beide zugleich an heftigen Catharren krank –
<persName key="JP-003471">Emma</persName> erholte sich bald, aber <persName key="JP-003490">Max</persName> behielt drei Wochen lang ein Nachtfieber –
welches mir und ihm den Schlaf nahm. Aber die göttliche Luft die <persName key="JP-004275">Thieriot</persName> so schön mit einer Hymne
besung<ex>en</ex> hat – vertrieb wunderbar das Fieber, und er hat jezt die
alte schöne Ruhe wieder. Unser <persName key="JP-003490">Max</persName> ist ein
schönes herrliches Kind, das sagt nicht blos die Mutter – fast behauptet er den
Vorzug für <persName key="JP-003471">Emma</persName>, durch schönere Farbe –
geistig ist er gewis ein ächter Sohn <persName key="JP-999999">seines
Vaters</persName>, so voll Liebe Ruhe u Lebendigkeit, und von einer
Empfindlichkeit für Töne, d<ex>a</ex>ß er wenn ich ihm singe oder <persName key="JP-999999">mein Mann</persName> pfeift fast Verzukungen bekömmt.<space unit="section"/>
<persName key="JP-003471">Emma</persName> ist jezt sehr entwikelt in <del rendition="#s">
<gap reason="illegible" quantity="1" unit="words"/>
</del> Geläufigkeit der Zunge, und Beine – sie macht unsere Spaziergänge fast
alle zu Fuß mit.</p>
<p>Das Blatt ist zu Ende, ud ich nehme aus Zeitmangel kein neues. Gott segne Sie,
herrlichster Emanuel, sagen Sie mir bald d<ex>a</ex>ß Sie mir wegen des langen
Schwe<seg type="transposition" subtype="continuedText" corresp="#page1" rend="mBottom" style="rotate-0" hand="#author">igens vergeben haben, und
grüßen Sie innigst Ihren edlen <persName key="JP-004367">Uhlfelder</persName> u <seg type="comment"><orig>Bruder</orig><note xml:id="ne3k_xgr_1nb">Wohl <persName key="JP-003652">Israel
Samelson</persName>, der 1810 Uhlfelders Tochter <persName key="JP-012038">Ella</persName> heiraten
wird.</note></seg>.<hi rendition="#aq">
<hi rendition="#right">Caroline.</hi>
</hi></seg></p>
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