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1809-11-19_Kalb_CRichter.xml
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<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt><title>Von Charlotte von Kalb an Caroline Richter. Berlin, im Herbst 1809</title><respStmt ref="http://d-nb.info/gnd/1155558472"><persName><surname>Jahnke</surname><forename>Selma</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editorin</note></resp></respStmt><respStmt><persName ref="http://d-nb.info/gnd/1121508855"><surname>Neuber</surname><forename>Frederike</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Konzeption und Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Rölcke</surname><forename>Michael</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editor</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Lecroq</surname><forename>Axelle</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Thielert</surname><forename>Pauline</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Mitarbeit</note></resp></respStmt></titleStmt><editionStmt><edition>Briefe aus Jean Pauls Umfeld. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020-). In: Jean
Paul – Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert
Miller und Frederike Neuber (2018–).</edition></editionStmt>
<publicationStmt><publisher><email>telota@bbaw.de</email><orgName>TELOTA - The Electronic Life Of The Academy</orgName><orgName>Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften</orgName><address><addrLine>Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin</addrLine><country>Germany</country></address></publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><date type="publication">2020 ff.</date><availability status="free"><licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/"/></availability></publicationStmt>
<sourceDesc>
<listWit>
<witness>
<bibl rend="print" type="baseText">Kalb, S. 132–133, Nr. 107 (HE
Berend)</bibl>.</witness>
</listWit><p>Die Handschriften der Briefe von Charlotte von Kalb an Jean Paul und Caroline Richter sind seit
dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschollen. Mit Ausnahme eines Briefes sind
sämtliche Briefe in der Briefsammlung Paul Nerrlichs: "Briefe von Charlotte von
Kalb an Jean Paul und dessen Gattin" (Berlin: Weidmann 1882) veröffentlicht, ein
weiterer Brief ist in einer Abschrift Eduard Berends überliefert, dem die
Handschriften, die sich im Briefnachlass Jean Pauls befanden, noch zugänglich
waren. Berend hat auf dieser Grundlage in seinem Exemplar der "Briefe von
Charlotte von Kalb an Jean Paul und dessen Gattin" handschriftliche Korrekturen
vorgenommen. Die Korrekturen und Ergänzungen aus diesem Handexemplar (HE), das
zusammen mit dem Nachlass Berends im Literaturarchiv Marbach aufbewahrt wird,
werden hier in Stellenkommentaren mit dem Hinweis auf Berends HE kenntlich
gemacht. Nerrlichs Edition der Briefe Charlotte von Kalbs kann als zuverlässig
gelten – mit der Einschränkung, dass er in Orthographie und Interpunktion stark
normierend in die Texte eingegriffen hat. Ergänzungen und aufgelöste Abkürzungen
hat Nerrlich im Ganzen sorgfältig kenntlich gemacht. Im hier edierten Text
wurden die Herausgeberanmerkungen (unlesbare Stellen, fragliche Lesungen,
Hinweise zu Textverlust sowie Ergänzungen und aufgelöste Abkürzungen)
durchgehend aus D übernommen. Nerrlichs Ergänzungen in den Datumszeilen
(insbesondere Jahresangaben) wurden hingegen nicht übernommen.</p>
</sourceDesc>
</fileDesc>
<profileDesc>
<correspDesc>
<correspAction type="sent">
<persName key="JP-002007">Charlotte von Kalb</persName>
<placeName key="JP-005586">Berlin</placeName>
<date notBefore="1809-09-09" notAfter="1809-11-20" cert="high"/>
</correspAction>
<correspAction type="received">
<persName key="JP-003469">Caroline Richter</persName>
</correspAction>
<correspAction type="read">
<persName cert="high" key="JP-999999">Johann Paul Friedrich (Pseud. Jean Paul) Richter</persName>
</correspAction>
<note>Wie aus D hervorgeht, enthielt der Brief die Adresse: A Madame | Madame
Richter née Mayer | à Bayreuth. Zur Datierung: Charlotte von Kalb erkundigt sich
nach einem Brief, den sie Anfang September 1809 an Jean Paul gesendet hat, und
erwähnt noch nicht die neue Versorgung durch die Anstellung ihrer Tochter als
Hofdame, von der die Richters in ihrem Brief vom 20. November 1809 erfahren. Das
Schreibdatum liegt also zwischen diesen beiden Briefen. <ref type="letter" target="JP-UB0052">Am 12. September 1809</ref> legte Johann Siegfried Mayer
seinem Brief einen Brief der Kalb an Caroline Richter bei, möglicherweise
handelt es sich um den vorliegenden.</note>
</correspDesc>
<textClass>
<keywords scheme="#correspondents">
<term corresp="#JP-012320">Caroline Richter-Kreis</term>
<term corresp="#JP-013303">Charlotte von Kalb-Kreis</term>
</keywords>
<keywords scheme="#topics">
<term corresp="#JP-012048">Briefverkehr</term>
<term corresp="#JP-012176">Jean Pauls Werke</term>
<term corresp="#JP-013487">Jean Pauls Pension </term>
</keywords>
</textClass>
</profileDesc>
</teiHeader>
<text>
<body>
<div type="writingSession" xml:id="Schreibakt_1">
<pb n="1"/>
<p><anchor type="target" xml:id="start_znq_l15_3pb"/>Mein heutiges Schreiben enthält
nur Anfrage nach einigen Briefen, die ich an Sie, meine theure Freundin,
abgesendet habe. Ich weiß nicht ganz recht, ob es drei oder vier Briefe waren,
die ich geschrieben, und wo ich keine Beweise habe, ob diese Ihnen sind
eingehändiget worden. 1) <seg type="comment"><orig><hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">Im Febr.</hi></orig><note xml:id="nodd_rj4_3pb">Unterstreichung von Berend im HE
nachgetragen.</note></seg> meinen <seg type="comment"><orig>Dank für die
überschickte Zahlung</orig><note xml:id="nyhg_pk4_3pb">Charlotte von
Kalb betrieb seit 1804 in Berlin kleinere Handelsgeschäfte, um sich
finanziell über Wasser zu halten. Caroline Richter unterstützte sie
durch regelmäßige Bestellungen, wie aus den Briefen ihres in Berlin
lebenden Vaters hervorgeht, der die Zahlungen an Charlotte von Kalb
beglich und mit Einkünften aus einem für Caroline Richter angelegten
Kapital verrechnete, vgl. z.B. seinen <ref type="letter" subtype="passage" target="JP-UB0307/#start_bxy_sk4_3pb">Brief vom
21. Januar 1809</ref>.</note></seg>; 2) vielleicht nur einige Tage
später die Beantwortung <seg type="comment"><orig>Ihres Briefchens</orig><note xml:id="nwqn_pj4_3pb">Nicht überliefert.</note></seg>, worin die <seg type="comment"><orig><hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">Anfrage
wegen <persName key="JP-001363">Herrn v.
Goltz</persName></hi></orig><note xml:id="nojw_mk4_3pb">Unterstreichung
von Berend im HE nachgetragen. Jean Paul hatte im <ref type="letter" subtype="document" target="4-V_190">Oktober</ref> und <ref type="letter" subtype="document" target="https://www.jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_602">November 1808</ref> mit dem Grafen von der Goltz kommuniziert, der
als Adjutant des Generals Blücher in Bayreuth stationiert gewesen war
und nun als Major nach einem Parisaufenthalt über Erfurt und Berlin nach
Königsberg zum dort weilenden preußischen Hof reiste. Im Januar 1809
erhielt Jean Paul <ref type="missingLetter" target="4-VI_3-fb">einen
weiteren (nicht überlieferten) Brief</ref> des Grafen, zwischen
welchem und <persName key="JP-004378">Rosalie von
Voelderndorff</persName> Jean Paul in einer romantischen Beziehung
über Jahre vermittelt hatte, der von der Goltz nun entsagte, um sich mit
<persName key="JP-001362">Juliane Wilhelmine von
Seckendorff-Aberdar</persName> zu verbinden. Die Anfrage bezog sich
möglicherweise auf Herrn von der Goltz Auftreten und Verhalten in
Berlin.</note></seg> war. Ob ich nun in diesen <seg type="comment"><orig>einen Brief nach <placeName key="JP-005994">Mannheim</placeName>
an <persName key="JP-002513">Frau von Luk</persName></orig><note xml:id="nvsx_1dp_3pb">Nicht überliefert.</note></seg> mit beigeschlossen
habe oder noch in einen dritten Brief <seg type="comment"><orig><gap reason="print"/></orig><note xml:id="nrpj_kf5_kpb">Begründung des
Textverlustes in D: "Es ist ein Stück des Briefes
abgerissen."</note></seg> ich nicht gewiß <gap reason="print"/> gestern
erhielt ich <seg type="comment"><orig>a<supplied reason="print" cert="high">ber
die Nachricht</supplied> von meiner <persName key="JP-002513">Schwägerin</persName></orig><note xml:id="nlh1_dgp_3pb">Nicht
überliefert.</note></seg> aus <placeName key="JP-005994">Mannheim</placeName>, daß sie diesen Brief, worin noch <seg type="comment"><orig>ein Schreiben von meiner <persName key="JP-002004">Tochter</persName></orig><note xml:id="nuvy_2dp_3pb">Nicht
überliefert.</note></seg> an die verwittibte <persName key="JP-002623">Herzogin von Zweibrücken</persName> beilag, nicht erhalten hat. Dieses
brachte mich auf die Vermutung, daß wohl mehrere Briefe könnten verloren
sein.</p>
<p>Im Mai oder Juni, als ich von <seg type="comment"><orig>Ihren Eltern</orig><note xml:id="nk5z_cvc_h4b"><persName key="JP-002703">Johann Siegfried Wilhelm
Mayer</persName> und Carolines Stiefmutter <persName key="JP-002709">Julie Henriette Mayer</persName>.</note></seg> hörte, <seg type="comment"><orig><persName key="JP-999999">Richter</persName> hätte
durch die Sorgfalt des <persName key="JP-000742">Fürst-Primas</persName>
eine jährliche Pension von der Akademie zu <placeName key="JP-005743">Frankfurt a. M.</placeName>, konnte ich ohnmöglich meine Anteil
nehmende Freude verschweigen</orig><note xml:id="nsyc_1fp_3pb">Karl
Theodor von Dalberg, Fürstprimas des Rheinbundes, gewährte Jean Paul ab
April 1809 eine jährliche Pension von 1000 Gulden, vgl. Dalbergs <ref type="letter" subtype="document" target="4-VI_19">Brief an Jean Paul
vom 2. April 1809</ref>. Charlotte von Kalb äußerte ihre Freude und
daran geknüpfte Hoffnungen für sich selbst im <ref type="letter" target="JP-UB0902">Brief an Caroline Richter vom 10. Juli
1809</ref>.</note></seg>. Die Nachricht war mir bedeutend, es war das
erste angenehme Ereignis, von welchem ich in langer Zeit <supplied reason="print" cert="high">hörte.</supplied>
<ref type="missingLetter" target="4-VI_13-fb">Der letzte Brief</ref>
<placeName key="JP-005574"><gap reason="print"/> Bayreuth</placeName> gesandt
war von <gap reason="print"/> mit der Adresse: An Herrn <persName key="JP-999999">J. P. Richter</persName>, Legationsrat; dieses Blatt sollte
auch nur <hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">allein</hi> von Ihrem
<persName key="JP-999999">Gemahl</persName> gelesen werden; mein Wunsch
erfüllt, oder meines Freundes Meinung hätte mich allein bestimmt – sein Wille,
mein Gebot! <seg type="comment"><orig>Sollte dieser letzte Brief verloren sein,
so gehört es zu meinem Schicksal; es bleibe, ich kann einen ähnlichen
nicht wieder schreiben</orig><note xml:id="nw1v_f3p_3pb">Der <ref type="missingLetter" target="4-VI_13-fb">Brief</ref> ist nicht
überliefert, hat aber Jean Paul vor dem 9. September 1809 erreicht, da
Jean Paul an diesem Tag Emanuel davon berichtete, <ref type="letter" subtype="text" target="https://www.jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_151" corresp="#52-5">einige Bitten der Freundin erfüllt zu haben</ref>
(so hatte er <ref type="letter" subtype="document" target="https://www.jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_150">an
Josepha von Lochner</ref> mit der Bitte geschrieben, Carl Theodor
von Dalberg zu einer Unterstützung der Frau von Kalb zu bewegen), andere
jedoch zu ignorieren (<ref type="letter" subtype="text" target="https://www.jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_151" corresp="#52-6">so verwahrte er sich dagegen, einen
deutschlandweiten Spendenaufruf in seinem Namen zu
starten</ref>).</note></seg>. So sind wahrscheinlich einige Briefe
verloren, die unseres Lebens Bahn vielleicht eine andere Richtung hätten geben
können.<anchor type="target" xml:id="stop_znq_l15_3pb"/></p>
<p>In diesen Tagen las ich <bibl subtype="werke-jp" sameAs="JP-010574">Katzenberger</bibl>. Wie sehr wohl gefiel mir "<bibl subtype="werke-jp" sameAs="JP-010984">Über Luthers Denkmal</bibl>", die Änderung <bibl subtype="werke-jp" sameAs="JP-010592">über C. Corday</bibl>. Lebe wohl – und
ein besseres <supplied reason="print" cert="high">Los</supplied> sei diesem
beschieden als den <supplied reason="print" cert="high">früheren</supplied>
<gap reason="print"/></p>
<closer>
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<hi rendition="#right">Charlotte.</hi>
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<hi rendition="#right">Berlin, d<gap reason="lost"/><lb/>Zimmers<supplied reason="print" cert="high">traße</supplied></hi>
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<addrLine><hi rendition="#aq">A Madame</hi><hi rendition="#aq"><lb/>Madame
Richter née Mayer</hi><hi rendition="#aq"><lb/>à
Beyreuth</hi></addrLine>
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