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1810-10-25_Kalb_CRichter.xml
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<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt><title>Von Charlotte von Kalb an Caroline Richter. Berlin, 25. und 30. Oktober 1810,
Donnerstag und Dienstag </title><respStmt ref="http://d-nb.info/gnd/1155558472"><persName><surname>Jahnke</surname><forename>Selma</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editorin</note></resp></respStmt><respStmt><persName ref="http://d-nb.info/gnd/1121508855"><surname>Neuber</surname><forename>Frederike</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Konzeption und Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Rölcke</surname><forename>Michael</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editor</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Lecroq</surname><forename>Axelle</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Thielert</surname><forename>Pauline</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Mitarbeit</note></resp></respStmt></titleStmt><editionStmt><edition>Briefe aus Jean Pauls Umfeld. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020-). In: Jean
Paul – Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert
Miller und Frederike Neuber (2018–).</edition></editionStmt>
<publicationStmt><publisher><email>telota@bbaw.de</email><orgName>TELOTA - The Electronic Life Of The Academy</orgName><orgName>Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften</orgName><address><addrLine>Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin</addrLine><country>Germany</country></address></publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><date type="publication">2020 ff.</date><availability status="free"><licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/"/></availability></publicationStmt>
<sourceDesc>
<listWit>
<witness>
<bibl rend="print" type="baseText">Kalb, S. 142–143, Nr. 113 (HE
Berend)</bibl>.</witness>
</listWit><p>Die Handschriften der Briefe von Charlotte von Kalb an Jean Paul und Caroline Richter sind seit
dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschollen. Mit Ausnahme eines Briefes sind
sämtliche Briefe in der Briefsammlung Paul Nerrlichs: "Briefe von Charlotte von
Kalb an Jean Paul und dessen Gattin" (Berlin: Weidmann 1882) veröffentlicht, ein
weiterer Brief ist in einer Abschrift Eduard Berends überliefert, dem die
Handschriften, die sich im Briefnachlass Jean Pauls befanden, noch zugänglich
waren. Berend hat auf dieser Grundlage in seinem Exemplar der "Briefe von
Charlotte von Kalb an Jean Paul und dessen Gattin" handschriftliche Korrekturen
vorgenommen. Die Korrekturen und Ergänzungen aus diesem Handexemplar (HE), das
zusammen mit dem Nachlass Berends im Literaturarchiv Marbach aufbewahrt wird,
werden hier in Stellenkommentaren mit dem Hinweis auf Berends HE kenntlich
gemacht. Nerrlichs Edition der Briefe Charlotte von Kalbs kann als zuverlässig
gelten – mit der Einschränkung, dass er in Orthographie und Interpunktion stark
normierend in die Texte eingegriffen hat. Ergänzungen und aufgelöste Abkürzungen
hat Nerrlich im Ganzen sorgfältig kenntlich gemacht. Im hier edierten Text
wurden die Herausgeberanmerkungen (unlesbare Stellen, fragliche Lesungen,
Hinweise zu Textverlust sowie Ergänzungen und aufgelöste Abkürzungen)
durchgehend aus D übernommen. Nerrlichs Ergänzungen in den Datumszeilen
(insbesondere Jahresangaben) wurden hingegen nicht übernommen.</p>
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<profileDesc>
<correspDesc>
<correspAction type="sent">
<persName key="JP-002007">Charlotte von Kalb</persName>
<placeName key="JP-005586">Berlin</placeName>
<date from="1810-10-25" to="1810-10-30" cert="high"/>
</correspAction>
<correspAction type="received">
<persName key="JP-003469">Caroline Richter</persName>
</correspAction>
<note/>
</correspDesc>
<textClass>
<keywords scheme="#correspondents">
<term corresp="#JP-012320">Caroline Richter-Kreis</term>
<term corresp="#JP-013303">Charlotte von Kalb-Kreis</term>
</keywords>
<keywords scheme="#topics">
<term corresp="#JP-012048">Briefverkehr</term>
<term corresp="#JP-012113">Umzüge</term>
<term corresp="#JP-012211">Finanzen</term>
</keywords>
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</profileDesc>
</teiHeader>
<text>
<body>
<div type="writingSession" xml:id="Schreibakt_1">
<pb n="1"/>
<opener>
<dateline>Berlin, d. 25. <seg type="comment"><orig>8ber</orig><note xml:id="nflr_b1v_3pb">In Berends HE geändert aus
October.</note></seg> 1810.</dateline>
<salute>
<hi rendition="#c">Theure Liebe!</hi>
</salute>
</opener>
<p>Sie zögern lange mit Ihrer Antwort auf <seg type="comment"><orig>mein
vertrauliches Schreiben</orig><note xml:id="ny4h_lbv_3pb">Vermutlich der
lange <ref type="letter" subtype="document" target="4-VI_93">Brief an
Jean Paul und Caroline Richter vom 18. Juli und 8. August
1810</ref>.</note></seg>; ohne diese finde ich den Faden nicht zu
unserer ferneren Unterhaltung. <seg type="comment"><orig><persName key="JP-999999">Richter</persName> hat meine <seg type="comment"><orig>Briefe</orig><note xml:id="ngsd_sgl_h4b">Im Brief vom 18.
Juli und 8. August 1810 bat Charlotte von Kalb sowohl <ref type="letter" subtype="text" target="4-VI_93" corresp="#133-21">Jean Pauls</ref> als auch <ref type="letter" subtype="text" target="4-VI_93" corresp="#134-1">Caroline Richter</ref>, Briefe nach Bamberg
unter anderem an ihren Schwager <persName key="JP-002011">Johann
August Alexander von Kalb</persName>
weiterzubefördern.</note></seg> nach <placeName key="JP-005561">Bamberg</placeName> selbst gebracht</orig><note xml:id="nt5y_f13_r4b">Jean Paul war vom 26. bis 28. August 1810 auf
Einladung des Verlegers <persName key="JP-002308">Carl Friedrich
Kunz</persName> in <placeName key="JP-005561">Bamberg</placeName>,
wo er auch <persName key="JP-001789">E. T. A. Hoffmann</persName>
traf.</note></seg>, so schrieb mir <persName key="JP-002008">Leonore</persName>. Er war <seg type="comment"><orig>meinen
Verwandten</orig><note xml:id="nssn_gdv_3pb">In Bamberg lebte Charlotte
von Kalbs Schwester <persName key="JP-002008">Friederike Eleonore
Sophia</persName> mit ihrem Ehemann <persName key="JP-002011">Johann
August Alexander von Kalb</persName>. </note></seg> willkommen wie
ein Gott, nicht nur wie ein Bote der Götter. <seg type="comment"><orig>Aus Ihrem
<persName key="JP-002703">väterlichen</persName> Haus habe ich
vernommen, Sie würden im künftigen Jahre dem <placeName key="JP-006187">Rhein</placeName> nahe wohnen</orig><note xml:id="nk2k_m5b_jpb">Aus
dem Briefwechsels des Ehepaar Richters mit Johann Siegfried Wilhelm
Mayer aus dem Sommer 1810 geht nichts hervor, was das Gerücht eines
Umzuges erklären könnte. <ref type="letter" subtype="passage" target="JP-UB0902/#start_erj_qdc_jpb">Allerdings hatte Charlotte von
Kalb schon im Vorjahr einen Umzug der Richters nach Frankfurt am
Main vermutet</ref> wegen der Aufnahme Jean Pauls in das Frankfurter
Museum.</note></seg> – mit Anteil habe ich es vernommen, dann hat jene
Gegend genug Reiz für mich, daß sie mich dahin ziehen wird. Ich muß ein
stärkendes <hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">Bad</hi> gebrauchen und
will vielleicht nach <placeName key="JP-005556">Schwalbach</placeName>. Sind Sie
in <placeName key="JP-005743">Frankfurt</placeName>, so komme ich und bleibe den
Winter über daselbst. <seg type="comment"><orig>Ich habe daselbst und in der
Gegend Verwandte</orig><note xml:id="nuwy_tzb_jpb">In einem Brief aus
dem Vorjahr erwähnte Charlotte von Kalb eine <persName key="JP-013463">Frau von Stubenvoll, geb. Hayn</persName>, in
Frankfurt als entfernte Verwandte und Taufpatin ihrer Tochter <persName key="JP-002004">Edda</persName>.</note></seg> und noch bessere
Freunde. Wenn Sie nun da sind, so leben auch Seelen dort in der freieren
Umgebung.</p>
</div>
<div type="writingSession" n="2">
<p>D. 30. <seg type="comment"><orig>8ber</orig><note xml:id="nn1f_41c_jpb">In
Berends HE geändert aus October in D.</note></seg>. Gestern war ich zum
Thee bei Ihrer Frau <persName key="JP-002709">Mutter</persName>. <anchor type="target" xml:id="start_twz_vdc_jpb"/>Ich hörte von Ihrem geänderten
Willen, daß Sie, den Luxus in <placeName key="JP-005743">Frankfurt</placeName>
scheuend, nicht dahin ziehen wollen.<anchor type="target" xml:id="stop_twz_vdc_jpb"/> Diesen Grund erkenne ich nicht an, <hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">aber Ihr Schicksal</hi>, und, ich
will auch sagen, das meinige muß es so haben wollen. <hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">Ich dachte mir eine festliche Zeit, einen
heiligen Abend vor dem ewigen</hi> bei Ihnen, mit Ihnen. <seg type="comment"><orig>In <placeName key="JP-005743">Fankfurt</placeName> könnte ich <hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">existieren</hi>, in
<placeName key="JP-005574">Bayreuth</placeName>
<hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">nicht</hi>, weil ich
daselbst Fabrikwaaren von <placeName key="JP-005586">Berlin</placeName>
könnte kommen lassen und andere hinwieder nach <placeName key="JP-005586">Berlin</placeName> schicken. Dafür hatte ich mir zu
dieser Absicht schon manchen Artikel ausgedacht. Ich kann hier in
Rücksicht des Handels nicht klagen</orig><note xml:id="nsf2_k2c_jpb"><seg type="comment"><note xml:id="nmxw_4hp_3pb">Charlotte von Kalb
betrieb seit 1804 in Berlin kleinere Handelsgeschäfte, um sich
finanziell über Wasser zu halten. Caroline Richter unterstützte
sie durch regelmäßige Bestellungen, wie aus den Briefen ihres in
Berlin lebenden Vaters hervorgeht, der die Zahlungen an
Charlotte von Kalb beglich und mit Einkünften aus einem für
Caroline Richter angelegten Kapital verrechnete, vgl. z.B. die
Schlusspassage des Briefes von <ref type="letter" subtype="text" target="4-VI_95" corresp="#135-31">Mayer an Jean Paul vom15.
August 1810</ref>.</note></seg></note></seg>; andere Hülfe
habe ich nicht gefunden, und dieses bleibt bis jetzo meine vierte Bitte. <seg type="comment"><orig>Der <persName key="JP-002011">Präsident von
Kalb</persName> schrieb mir vor einiger Zeit, wenn <placeName key="JP-013043">Dankenfeld</placeName> an <placeName key="JP-006422">Würzburg</placeName> käme, so würden wir wieder einen Teil unserer
<seg type="comment"><orig>Revenuen</orig><note xml:id="neyv_qfc_jpb">Einkünfte.</note></seg> erheben können</orig><note xml:id="noxh_4fc_jpb">Zu dem Prozess um die Erbfolge der aus der
väterlichen Linie Charlotte von Kalbs stammenden Güter Trabelsdorf /
Dankenfeld, den Charlotte von Kalbs Schwager Johann August von Kalb als
Verwalter ihres elterlichen Vermögens (in welcher Funktion er zunächst
ihren finanziellen Ruin durch Spekulationen und Lehensprozesse
herbeigeführt hatte) betrieb, vgl. die <ref type="letter" subtype="comment" target="4-VI_93" corresp="#132-30">Erläuterungen
zu ihrem Brief vom 18. Juli und 8. August 1810</ref>. </note></seg>.
Er schrieb es mir eilends <hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">zum
Troste</hi>, aber ich erzürnte mich nur, ich kann nicht mehr glauben noch
hoffen. Ich habe es mir zum Gesetz gemacht, nicht daran zu denken; aber
schmerzlich ist mir die Erinnerung an meine <persName key="JP-002008">Schwester</persName>, den <persName key="JP-002011">Präsidenten</persName>
und meine <seg type="comment"><orig>Söhne</orig><note xml:id="ndxg_vkk_h4b"><persName key="JP-002005">August Wilhelm</persName> und <persName key="JP-002006">Carl Alexander von Kalb</persName>.</note></seg>.
Ach, wenn es nicht thöricht wäre zu wünschen, <hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">daß ich wenigstens die Söhne unterstützen könnte</hi>! </p>
</div>
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</text>
</TEI>