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<titleStmt><title>Von Henriette von Ende an Caroline Richter. Leipzig, 1. bis 3. Juni 1818,
Montag bis Mittwoch</title><respStmt ref="http://d-nb.info/gnd/1155558472"><persName><surname>Jahnke</surname><forename>Selma</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editorin</note></resp></respStmt><respStmt><persName ref="http://d-nb.info/gnd/1121508855"><surname>Neuber</surname><forename>Frederike</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Konzeption und Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Rölcke</surname><forename>Michael</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editor</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Lecroq</surname><forename>Axelle</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Thielert</surname><forename>Pauline</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Mitarbeit</note></resp></respStmt></titleStmt><editionStmt><edition>Briefe aus Jean Pauls Umfeld. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020-). In: Jean
Paul – Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert
Miller und Frederike Neuber (2018–).</edition></editionStmt>
<publicationStmt><publisher><email>telota@bbaw.de</email><orgName>TELOTA - The Electronic Life Of The Academy</orgName><orgName>Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften</orgName><address><addrLine>Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin</addrLine><country>Germany</country></address></publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><date type="publication">2020 ff.</date><availability status="free"><licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/"/></availability></publicationStmt>
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<msDesc rend="manuscript" type="baseText">
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<institution>BJK</institution>
<collection>Berlin A</collection>
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<physDesc><p>
1 Dbl. 8°, 4 S. Schluss fehlt.
</p><accMat> Erster Band von Heinroths "Lehrbuch der Störungen des
Seelenlebens oder der Seelenstörungen und ihrer Behandlung"
sowie ein Kaleidoskop. </accMat></physDesc>
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<correspAction type="sent">
<persName key="JP-000948">Henriette Freifrau von Ende</persName>
<placeName key="JP-005948">Leipzig</placeName>
<date from="1818-06-01" to="1818-06-03" cert="high"/>
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<correspAction type="received">
<persName key="JP-003469">Caroline Richter</persName>
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<keywords scheme="#correspondents">
<term corresp="#JP-012284">Heidelberger Freundeskreis</term>
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<term corresp="#JP-012952">Jean Pauls Besuche in Heidelberg</term>
<term corresp="#JP-011811">Reisen</term>
<term corresp="#JP-012553">Wissenschaft</term>
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<div type="writingSession" xml:id="Schreibakt_1">
<pb n="1"/>
<opener>
<dateline><hi rendition="#aq">Leipzig</hi>, den 1.sten <hi rendition="#aq">Junius</hi><lb/>1818.</dateline>
</opener>
<p>Könnte ich doch, geliebte Freundin, diesem Blatt, daß ich mit so viel Liebe zur
Hand nehme auch den ganzen Ausdruck derselben geben! <seg type="comment"><orig>Ihr lieber so eben erhaltener Brief</orig><note xml:id="nwky_52k_rlb">Nicht überliefert.</note></seg>, war längst ein
Gegenstand angenehmer Erwartung für mich, urtheilen Sie also, wie sein Empfang
mich erfreute als er, der erste der mich in meinen Sommer-Aufenthalt vor der
Stadt begrüßte, überbracht wurde; sogleich ihn zu beantworten und so recht mit
Ihnen zu reden als wären wir noch in <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005574">Baireuth</placeName></hi> beysammen, dies war <del rendition="#s" cert="high" hand="#author">so</del> Bedürfnis und Freude für
mein Herz. <seg type="comment"><orig>Sie sind also nicht mit nach <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005819">Heidelberg</placeName></hi></orig><note xml:id="npvw_ll1_slb"><persName key="JP-999999">Jean Paul</persName> verließ am 26. Mai
<placeName key="JP-005574">Bayreuth</placeName>, um über <placeName key="JP-005743">Frankfurt</placeName> nach Heidelberg zu reisen, wo
er sich vom 16. Juni bis 1. Juli 1818 aufhielt.</note></seg> gegangen,
dies bringt mich um ein wahres, bestimmt vorausgesehenes Vergnügen, denn
allseitig wären Sie dort mit zarter Liebe aufgenommen worden, dies war alles
schon ganz im Klaren und indem <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005819">Heidelberg</placeName></hi> Sie und Sie <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005819">Heidelberg</placeName></hi> gekannt hätten, wäre eine
recht sehr intereßante Gemeinschaftlichkeit mehr, der <pb n="2"/><hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">Durchgangspunkte</hi> zwischen uns
Dreyen nehmlich Ihnen, <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005819">Heidelberg</placeName></hi> und mir geworden, doch es sollte also
dieses Mal wieder nicht seyn; ist denn aber auch der liebe <hi rendition="#aq"><persName key="JP-003490">Max</persName></hi> nicht mitgegangen? ich
vermuthe es beynah, wegen <seg type="comment"><orig>den 8.tägigen Aufenthalt in
<hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005743">Frankfurt</placeName></hi></orig><note xml:id="nmnt_tl1_slb">Vom
29. Mai bis zum 15. Juni 1818.</note></seg>, bey welchem ich mich
übrigens schon im Voraus über die Huldigungen freue, die dem lieben <hi rendition="#aq"><persName key="JP-999999">Jean Paul</persName></hi> dort zu
Theil werden. Ich begreife ganz, geliebte Freundin, wie viel Ihnen seine Abreise
gekostet haben muß und wie zugleich <seg type="comment"><orig>die Ueberzeugung
seiner bey Ihnen gebliebenen Liebe</orig><note xml:id="nym1_1m1_slb">Anspielung auf das Liebesverhältnis zwischen <persName key="JP-999999">Jean Paul</persName> und <persName key="JP-003172">Sophie
Paulus</persName> während seines Aufenthalts in <placeName key="JP-005819">Heidelberg</placeName> 1817.</note></seg>, Ihnen
tröstlich ist; welche Freude wird Ihnen seine Zurückkunft machen! diesesmal
werden Sie gewiß längst vorher schon den Augenblick festhalten, wo er möglicher
Weise zurückkommen kann, <seg type="comment"><orig>da der Zufall das letzte Mal,
Sie darum brachte</orig><note xml:id="njnk_ym1_slb">Caroline Richter war
spazieren, als <persName key="JP-999999">Jean Paul</persName> 26. August
1817 in <placeName key="JP-005574">Bayreuth</placeName> ankommt. <ref type="letter" target="JP-UB0569">Vgl. Caroline Richters Brief
an <persName key="JP-004516">Ernestine Voß </persName>vom 4.
September 1817</ref>.</note></seg>. <seg type="comment"><orig>Seit
wenig Tagen ist hier in <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005948">Leipzig</placeName></hi> ein neues, soll ich sagen Spielwerk
oder Augenweide? an der Tagesordnung; Tag und Nacht arbeiten die <hi rendition="#aq">Optiker</hi> so viele zu verfertigen, als begehrt
werden, was fast allgemein ist und indem ich auch großen Spaß an dieser
Erfindung <pb n="3"/>habe,</orig><note xml:id="ne5m_gsy_ylb">1818
erschien in <placeName key="JP-005948">Leipzig</placeName> die zweite
Auflage von "<bibl sameAs="JP-010144" subtype="werk">Das Kaleidoskop; oder
Beschreibung und Abbildungder innern Theile dieses Instruments und
dessen ganzen Einrichtung.</bibl>" von <persName key="JP-012076">Johann Christian
Winkler.</persName></note></seg> ergreiffe ich mit Freuden die Gelegenheit,
Ihnen vielleicht auch einen zu machen indem ich Ihnen beyfolgend <add place="superlinear" hand="#author">nebst den <anchor type="target" xml:id="start_ajp_yjl_rlb"/>1.sten Theil von <seg type="comment"><orig><hi rendition="#aq"><persName key="JP-001618">Heinroth</persName></hi>s Buch</orig><note xml:id="nylr_3lg_nlb"><bibl sameAs="JP-012630" subtype="werk">"Lehrbuch der Störungen des Seelenlebens oder der
Seelenstörungen und ihrer Behandlung. Vom rationalen Standpunkt
aus entworfen".</bibl></note></seg> wovon Sie den 2.ten
haben<anchor type="target" xml:id="stop_ajp_yjl_rlb"/></add>
<anchor type="target" xml:id="start_xvq_1ll_rlb"/>ein solches <hi rendition="#aq">Metamorphoricope</hi> auch <hi rendition="#aq">Caleidoscope</hi>
<add place="superlinear" hand="#author">genannt</add> zuschicke<anchor type="target" xml:id="stop_xvq_1ll_rlb"/>; Kürzlich kamen zwey dergl. von
<hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005972">London</placeName></hi> und
gaben denn sogleich hier den Impuls der Nachahmung; man hält das Auge an die
kleine Oeffnung und jede auch die kleinste herumdrehende Bewegung, bringt in
zahlloser Abwechselung allerliebste symetrische Figuren hervor, welche am
öfftersten an die schönen bunten Sterne der alten gothischen Kirchen erinnern,
alle uns ersinnlichen Arten Figuren kommen da zum Vorschein und deshalb wurden
ursprünglich diese Gläser in <placeName key="JP-005715">England</placeName> in
den Tapeten und <hi rendition="#aq">Cattun</hi>-Fabriken gebraucht um neue
Muster zu schaffen. Sie werden aus denen kleinen Bruchstückchen ersehen, daß man
sie ins Unendliche verändern kann, so ist es zum Beyspiel sehr hübsch nur
Blätter oder kleine Blumen z. B. <hi rendition="#aq">Reseda</hi> hinein zu thun.
Des Verschickens wegen, mußte einiges dabey auseinander genommen werden, was
aber folgendermaßen wieder herzustellen ist: Sie <add place="superlinear" hand="#author">machen nehmlich das <hi rendition="#aq">Etui</hi> auf
und</add> thun <del rendition="#s" cert="high" hand="#author">nehmlich</del>
sämtliche in dem Papier befindliche Stückchen, wieder in den Boden des <hi rendition="#aq">Etuis</hi> und <pb n="4"/>dann darauf das <hi rendition="#aq">apart</hi> eingewickelte runde Glas, bis auf den dazu
bezeichneten Falß, dann machen Sie das <hi rendition="#aq">Etui</hi> wieder zu
und alles ist wieder im Stand, um durch die auf der einen Seite angebrachte
kleine Oeffnung zu gucken.</p>
</div>
<div type="writingSession" xml:id="Schreibakt_2">
<p><hi rendition="#u" hand="#author" cert="high">den 3.ten früh nach 4. Uhr.</hi>
Gestern wurde ich durch 2. sehr angenehme Besuche überrascht die <persName key="JP-000853">Herzogin von <hi rendition="#aq">Curland</hi></persName>
welche hier durchreiset und mein<persName key="JP-012617"> ältester
Bruder</persName> der auf ein Paar Tage von <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005687">Dresden</placeName></hi> hergekommen ist um mich zu
besuchen; ich wollte nicht diesen nächsten Posttag, <del rendition="#s" cert="high" hand="#author">um</del> Ihnen zu schreiben, vorbeylaßen und
nehme daher diese Morgenstunde zu Hülfe; um so weniger hätte ich können säumen,
da die liebe <persName key="JP-000853">Herzogin von <hi rendition="#aq">Curland</hi></persName>, Sie in <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005574">Bayreuth</placeName></hi> zu sehen hofft, ohngefehr den
9.ten oder 10.ten gedenkt Sie dort durchzureisen, dann den 13.ten oder 14.ten in
<hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005819">Heidelberg</placeName></hi>
einzutreffen und dort einen Tag zu bleiben, um die große Freude zu haben,
<persName key="JP-999999">Ihren lieben Mann</persName> zu sehen; sie will
sogar dieses Mal in <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-011386">Carlsberg</placeName></hi> wohnen, um in einem Haus mit <persName key="JP-999999">ihm</persName> zu seyn, sie sagte, daß sie sich nicht nur
sehr freute <persName key="JP-999999">ihn</persName> per-<gap reason="lost"/></p>
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