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<titleStmt><title>Von Henriette von Ende an Caroline Richter. Leipzig, 13. November 1819,
Sonnabend </title><respStmt ref="http://d-nb.info/gnd/1155558472"><persName><surname>Jahnke</surname><forename>Selma</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editorin</note></resp></respStmt><respStmt><persName ref="http://d-nb.info/gnd/1121508855"><surname>Neuber</surname><forename>Frederike</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Konzeption und Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Rölcke</surname><forename>Michael</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Editor</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Lecroq</surname><forename>Axelle</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Digitale Modellierung</note></resp></respStmt><respStmt><persName><surname>Thielert</surname><forename>Pauline</forename></persName><resp><note type="remarkResponsibility">Mitarbeit</note></resp></respStmt></titleStmt><editionStmt><edition>Briefe aus Jean Pauls Umfeld. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020-). In: Jean
Paul – Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert
Miller und Frederike Neuber (2018–).</edition></editionStmt>
<publicationStmt><publisher><email>telota@bbaw.de</email><orgName>TELOTA - The Electronic Life Of The Academy</orgName><orgName>Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften</orgName><address><addrLine>Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin</addrLine><country>Germany</country></address></publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><date type="publication">2020 ff.</date><availability status="free"><licence target="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/"/></availability></publicationStmt>
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<msDesc rend="manuscript" type="baseText">
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<institution>BJK</institution>
<collection>Berlin A</collection>
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<physDesc><p>
1 Dbl. 8°, 4 S.
</p></physDesc>
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<correspAction type="sent">
<persName key="JP-000948">Henriette Freifrau von Ende</persName>
<placeName key="JP-005948">Leipzig</placeName>
<date when="1819-11-13" cert="high"/>
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<correspAction type="received">
<persName key="JP-003469">Caroline Richter</persName>
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<keywords scheme="#correspondents">
<term corresp="#JP-012284">Heidelberger Freundeskreis</term>
<term corresp="#JP-012320">Caroline Richter-Kreis</term>
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<keywords scheme="#topics">
<term corresp="#JP-011913">Besuche</term>
<term corresp="#JP-012809">Jean Pauls Reise nach Löbichau</term>
<term corresp="#JP-012486">Krankheit bzw.
Gesundheitszustand</term>
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<opener>
<dateline><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> d. 13. <hi rendition="#aq">Nov</hi>.
1819.</dateline>
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<p>Mit Vielerley zugleich, möchte ich, meine werthe Freundin; diesen Brief anfangen
und da dies nicht seyn kann, so schicke ich dem Vereinzeln, den Hauptton voran:
den Ausdruck meiner herzlichen Liebe zu Ihnen Allen.</p>
<p>Nun sage ich Ihnen grade heraus, daß Sie meine Feder etwas entfernt hatten, durch
<seg type="comment"><orig>Ihren Brief vom 17. Sept.</orig><note xml:id="njxh_rxl_rlb">Nicht überliefert.</note></seg> der keine
allseitige Beantwortung <seg type="comment"><orig>des meinigen von <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005969">Löbichau</placeName></hi></orig><note xml:id="ntf3_sxl_rlb">Der Brief
ist nicht überliefert; Jean Paul bittet in seinem <ref type="letter" subtype="text" target="3-VII_570" corresp="#297-10">Brief vom 3.
September 1819 Henriette von Ende um ein "Briefblättchen für meine
geliebte Karoline"</ref>.</note></seg> war, durch welchen ich Ihnen,
so zu sagen im Geist Ihrer eigenen Augen, Nachricht von den Aufenthalt <persName key="JP-999999">Ihres lieben Mannes</persName> daselbst mit warmer
Theilnahme an Ihrer Freude, gab, und Sie, erwiedern mir dies, mit einen "Dank
für meine Güte, ihren Mann durch die Einlage an seine Frau erfreuen zu wollen",
darüber war ich nun ernstlich böse; da Sie aber zu denenjenigen ge-<pb n="2"/>hören, auf die ich böse werden kann, ohne darum aufzuhören <subst>
<del rendition="#ow">S</del>
<add place="across">s</add>
</subst>ie zu lieben, so bin ich es nun nicht einmal mehr, nachdem ich es Ihnen
grade heraus gesagt habe.<space unit="section"/>Neuerlich wurde mir das
Schreiben, durch eine Unpäßlichkeit erschwert; ich war ziemlich bedeutend krank,
an einem bösen Hals, und habe einige Wochen das Zimmer gehütet und gedenke erst
morgen wieder auszugehen. Daß Sie die Freude hatten, <seg type="comment"><orig>Ihren <persName key="JP-002703">Herrn Vater
</persName>wiederzusehen</orig><note xml:id="nuyv_myw_cnb">Anspielung
auf den Besuch <persName key="JP-002703">Johann Siegfried Wilhelm
Mayers</persName> in <placeName key="JP-005574">Bayreuth</placeName>
am 23. Juli 1819; in der Zwischenzeit war er aber in Berlin gestorben
(am 1. November), vgl. Henriette von Endes <ref type="letter" target="JP-UB0743">Kondolenzbrief</ref>.</note></seg>, habe ich mit
herzlicher Theilnahme vernommen und wenn Sie auch nicht mit <persName key="JP-002703">ihm</persName> bleiben können, so ist schon der Gedanke
erquickend, daß <persName key="JP-002703">er</persName> noch lebt; <seg type="comment"><orig>ich habe solche Freude schon lange nicht
mehr.</orig><note xml:id="nhbp_vyw_cnb">Henriette von Endes Vater,
<persName key="JP-012300">Hans Gotthelf von Globig</persName>, war
bereits 1779 gestorben.</note></seg><space unit="section"/><seg type="comment"><orig>Die Durchreise der <persName key="JP-000853">Herzogin
von <hi rendition="#aq">Curland</hi></persName> durch <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005574">Baireuth</placeName></hi>
mit <persName key="JP-003164">ihrer Tochter <hi rendition="#aq">Hohenzollern</hi></persName> und der <persName key="JP-000614">Gr. <hi rendition="#aq">Chassepot</hi></persName></orig><note xml:id="nhsp_dzw_cnb">Anfang Oktober 1819 auf ihrer Reise nach
<placeName key="JP-006122">Paris</placeName>.</note></seg>, wird
<persName key="JP-999999">Ihrem lieben Mann</persName> und auch Ihnen, das
erlebte und beschriebene <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005969">Löbichau</placeName></hi> wieder erneuert haben; auch ich hatte eine
angenehme Erneuerung jenes Aufenthalts, durch die Erscheinung <pb n="3"/><persName key="JP-004731">der ältesten Tochter</persName> der <persName key="JP-000853">Herzogin</persName>, <seg type="comment"><orig>den Tag nach
ihrer Trauung</orig><note xml:id="nx2c_vyl_rlb">Die Hochzeit fand am
<date when="1819-10-05" calendar="#Gregorian">5. Oktober 1819</date>
in <placeName key="JP-005969">Löbichau</placeName> statt.</note></seg>
mit dem <persName key="JP-003912">Graf</persName>
<hi rendition="#aq"><persName key="JP-003912">Schulenburg</persName></hi>, ein
Ereigniß daß mir Freude machte; es ist mir lieb, <persName key="JP-004731">diese
liebenswürdige Frau</persName>, nun in <hi rendition="#aq">reellen</hi>
Verhältnißen zu wißen, über die sie sich mit rühmlicher Ansicht, sehr offen
gegen mich äußerte; sie brachte mit<persName key="JP-003912"> ihren
Mann</persName>, einen halben Tag bey mir zu und meine besten Wünsche
empfingen und begleiteten sie. Der alte <hi rendition="#aq"><persName key="JP-003744">Schink</persName></hi> und <persName key="JP-001083">H.
v. <hi rendition="#aq">Firks</hi></persName> verweilten auch bey uns, bey
ihrer Rückreise. <seg type="comment"><orig>Der schwarze Herr</orig><note xml:id="npcf_q2x_cnb">Gemeint ist offenbar der Theologe <persName key="JP-002622">Philipp Konrad Marheinecke</persName>, der sich
zeitgleich mit <persName key="JP-999999">Jean Paul</persName> und
Henriette von Ende in Löbichau aufhielt und dort durch sein Benehmen zur
Spaltung der Gesellschaft beitrug. Jean Paul berichtet in seinem <ref type="letter" subtype="text" target="3-VII_571" corresp="#298-17">Brief an Caroline Richter vom 4. bis 6. September 1819, dass er
gegen Henriette von Ende "nicht nur kränkende, sondern auch krank
machende Beleidigungen gesagt" hat.</ref></note></seg>, von dem
Ihnen <persName key="JP-999999">Ihr lieber Mann</persName> auch wird erzählt
haben, soll ganz außer sich <subst>
<del rendition="#ow">für</del>
<add place="across">vor</add>
</subst> Betrübniß gewesen sein, als er den Schauplatz seiner Grobheit und
Weichleichkeit hat endlich verlaßen müßen; mehrere Scenen <del rendition="#s" cert="high" hand="#author">über</del> von ihm, sind noch bis hierher
erschollen, wovon die eine, eben nicht sehr von geistlicher Farbe war. Ich
hörte, daß <persName key="JP-999999">Ihr lieber Mann</persName>, <seg type="comment"><orig>noch so schöne Aufsätze in <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005969">Löbichau</placeName></hi>
mittheilte</orig><note xml:id="nlmg_khx_cnb">Henriette von Ende war am
14. September 1819 aus Löbichau abgereist, einen Tag später las Jean
Paul seine "Erntefestpredigt, in der Löbichaer Kapelle meines
Schlafzimmers den 15tem September gehalten im Traume" (aufgegangen im
<bibl sameAs="JP-010556" subtype="werke-jp">"Briefblättchen an die
Leserin des Damen-Taschenbuchs"</bibl>) sowie den <bibl sameAs="JP-010927" subtype="werke-jp">"Traum eines bösen Geistes vor
dem Abfalle"</bibl> vor, vgl. Jean Pauls Löbichauer Tagebuch, 2.
Abt., Bd. VI, S. 836,13 f. Am 16. September fand wieder eine Vorlesung
dieser beiden Texte statt, zudem trug er die"Trümmer eines Ehespiegels"
vor (eingegangen in den 1. Bd. der <bibl sameAs="JP-010726" subtype="werke-jp">"Herbstblumine"</bibl>, vgl. ebd., S.
836,19</note></seg>, als ich schon abgereiset war. <pb n="4"/>Darum
gekommen zu seyn, thut mir sehr leid; unendlich lieb und schätzbar bleiben mir
die paar Wochen, die <persName key="JP-999999">seine</persName> Gegenwart in <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005969">Löbichau</placeName></hi>, so
gehaltvoll machte; sagen Sie ihm doch, nebst den herzlichsten <add place="superlinear" hand="#author">Grüßen</add> von mir und <persName key="JP-000949">meinem Sohn</persName> der sich auch Ihnen aufs
Angelegentlichste empfielt, <seg type="comment"><orig>daß der arme Student
wirklich den Freytisch bekommen hat</orig><note xml:id="nyjl_1sx_cnb">Nicht ermittelt.</note></seg>, zu deßen Verwendungsbrief, er so
freundlich das Licht verschaffte; ich erzählte dem armen Menschen diesen Umstand
und machte ihm Freude damit, noch ehe die Erfüllung seiner Bitte erfolgte; nun
sieht er nicht mehr verhungert aus und kann sorgloser studieren. Der Winter
kömmt mir recht unbehaglich vor, nachdem wir drey Sommer nach einander, durch
den Aufenthalt in <hi rendition="#aq"><placeName key="JP-005872">Italien</placeName></hi> gewannen; die Luft ist so wenig belebend.</p>
<p>Sagen sie mir doch ja recht bald etwas von Sich und allen lieben
Ihrigen.<persName key="JP-003483"> Ihre lieben Kinder</persName> grüße ich
erst alle zusammen und dann jedes einzeln, eben so wie ich sie liebe.</p>
<p>Neulich machte ich die Bekanntschaft des alten <persName key="JP-002669">Leg.R.
<hi rendition="#aq">Mathei</hi></persName>, ich freute mich in ihm einen
warmen Verehrer <persName key="JP-999999">Ihres lieben Mannes</persName> zu
sehen und übernahm gern die Erfüllung seines Wunsches seine frohe dankbare
Erinnerung <seg type="comment"><orig>an die Freude über den so freundlichen
Empfang in Ihrem lieben Hause</orig><note xml:id="nknw_rsx_cnb">Wann
genau <persName key="JP-002669">Matthäi</persName> bei Jean Paul war,
ist nicht bekannt.</note></seg> auszudrücken.</p>
<p>Nun sagt Ihnen ein herzliches Lebewohl Ihre treue Freundin <hi rendition="#aq">Ende</hi>.</p>
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