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\documentclass[12pt,a4paper,leqno]{article}
\usepackage[utf8x]{inputenc}
\usepackage{ucs}
\usepackage{amsmath}
\usepackage{amsfonts}
\usepackage{amssymb}
\usepackage{ulsy}
\usepackage{fancyhdr}
\pagestyle{fancy}
\fancyhead{}
\fancyfoot{}
\fancyhead[L]{Analysis I}
\fancyhead[R]{21. Oktober 2011}
\fancyfoot[C]{\thepage}
\author{Rüdiger Brecht, Martin Dreher}
\begin{document}
\part*{Analysis 1}
% Rüdiger %
\section*{Satz 2:}
Für l,k $ \in \mathbb{N} $ gilt $\sqrt[n]{k}\in \mathbb{Q} \Leftrightarrow \sqrt[l]{k}\in \mathbb{N}$
\begin{description}
\item[Bew:] $"\Leftarrow "$ offensichtlich.
$" \Rightarrow "$ ist $\sqrt[l]{k} \in \mathbb{Q}$ so existiert $m,n \in \mathbb{N}$ mit $\sqrt[l]{k}=\frac{m}{n}$
o.B.d.A gilt $ggT(m,n)=1$
Wir wollen zeigen $n=1$.
Indirekter Beweis: Wir nehmen an $n>1$
$\Rightarrow \quad \exists$ Primzahl $q$ mit $q|n$
$\sqrt[l]{k}=\frac{m}{n}\Rightarrow n^{l}k=m^{l}
q|n$ $\Rightarrow$ $q|n^{l}k = m^{l}$
$\Rightarrow q|n$ und $q|m $ \blitze zu $ggT(m,n)=1$
$\Rightarrow n=1$
$\Rightarrow \sqrt[l]{K}=m \in \mathbb{N} $
\begin{flushright} $ \square $ \end{flushright}
\end{description}
% Martin %
\subsubsection*{Reelle Zahlen}
(Intuitiv: Jeder Punkt liegt auf der Geraden)
\begin{description}
\item[Def:] Ein \underline{dedekindscher Schnitt} in den reellen Zahlen ist eine Zerlegung $\mathbb{R} = A \cup B$ in zwei nicht leere Teilmengen, so dass jede Zahl $a \in A$ kleiner ist als jede Zahl $b \in B$.
\end{description}
\subsubsection*{Stetigkeitseigenschaft der reellen Zahlen \\ (Dedekindsches Schnittaxiom)}
Ist $\mathbb{R} = A \cup B$ ein dedekindscher Schnitt, so besitzt entweder $A$ eine größte Zahl oder $B$ besitzt eine kleinste Zahl.
Anm: A und B sind disjunkt, da
$$\mathbb{R} = A \cup B \textrm{(ein D-Schnitt)} \Leftrightarrow \forall a \in A \quad \forall b \in B : a < b$$
% Rüdiger %
\section*{Satz 3:} Für jede reelle Zahl $x>0$ und jedes $n\in \mathbb{N}$ existiert genau eine reelle Zahl $y>0$ mit $y^{n}=x$.
Diese bezeichnen wir mit $\sqrt[n]{x}=x^{\frac{1}{n}}$
\begin{description}
\item[Bew:] Zunächst bemerken wir:
aus $0<y_1<y_2$ folgt, dass $y_1^{n}<y_2^{n}$
$\Rightarrow$ es gibt höchstens eine Lösung der Gleichung $y^{n}=x$.
Wir zeigen nur noch die Existenz.
\end{description}
\subsection*{Schritt 1:} Für alle $0<a<b$ und alle $n \in \mathbb{N}$ gilt
\renewcommand{\theequation}{*}
\begin{equation}
b^{n}-a^{n}<n(b-a)b^{n-1}
\end{equation}
\begin{description}
\item[Bew:] $$b^{n}-a^{n}=(b-a)(b^{n-1}+\underbrace{b^{n-2}a}_{<b^{n-1}}+\cdots+\underbrace{ba^{n-2}}_{<b^{n-1}}+\underbrace{a^{n-1}}_{b^{n-1}})$$
$$<n(b-a)b^{n-1}$$
\begin{flushright} $ \square $ \end{flushright}
\end{description}
\subsection*{Schritt 2:}
Die Menge $A:=\lbrace t\in \mathbb{R}:t\leq0 $ oder $ t>0 $ und $t^{n}<\overbrace{x}^{\textrm{Satz 3}}\rbrace$
hat kein größtes Element.
\begin{description}
\item[Bew:] (a) A enthält positive Zahlen, zum Beispiel $t=\frac{x}{x+1}$,
denn $0<t<1$.
Falls also A ein größtes Element hätte, so wäre dies positiv.
Sei nun $t_0>0$ ein Element von A
$\Rightarrow x-t_0^{n}>0 \Rightarrow \frac{x-t_0^{n}}{n(t_0^{n}+1)^{n-1}}>0$
Wir wählen nun $h \in\mathbb{R}$ mit $0<h<1$
$$ h<\frac{x-t_0^{n}}{n(t_0^n+1)^{n-1}}$$
z.B. $$h=\textrm{min}\left(\frac{1}{2},\frac{1}{2} \cdot \frac{x-t_0^{n}}{n(t_0^{n}+1)^{n-1}} \right)$$
Wir betrachten jetzt $t_1:=t_0+h$
$$ t_1^{n}-t_0^{n}\overbrace{<}^{(*)}n h (t_0+h)^{n-1}<n h (t_0+1)^{n-1}<x-t_{0^{n}}$$
$\Rightarrow t_0^{n}<x \Rightarrow t_1 \in A$
$\Rightarrow t_0$ war nicht größtes Element von A
Weil dies für jedes positive Element von A gilt, hat A kein größtes Element.
\end{description}
% Martin %
\subsection*{Schritt 3}
Die Menge
\begin{displaymath}
C := { t \in \mathbb{R}: t > 0, t^n>x}
\end{displaymath}
hat kein kleinstes Element.
\begin{description}
\item[Bew:] Sei $t_0 \in C$ beliebig. Wir definieren
$$h := \frac{t_0^n-x}{n \cdot t_0^{n-1}} < \frac{t_0^n}{nt_0^{n-1}} = \frac{t_0}{n} \leq t_0$$
Sei $t_1 := t_0 - h > 0$
Außerdem gilt:
$$t_0^n - t_1^n \underbrace{<}_{\textrm{siehe (*)}} n \cdot h \cdot t_0^{n-1} = t_0^n - x \Rightarrow t_1^n > x \Rightarrow t_1^n \in B$$
\end{description}
\begin{flushright} $\square$ \end{flushright}
\subsection*{Schritt 4:}
Wir beweisen die Existenz von $y > 0$ mit $y^n = x$.
\begin{description}
\item[Bew:] Sei $A$ wie im Schritt 2 und sei $B = \mathbb{R} \backslash A$.
Aus der Definition von A folgt das
$$ B = { t \in \mathbb{R} : t > 0 \textrm{ und } t^n \geq x } $$
$A \cup B$ ist ein dedekindscher Schnitt: gäbe es ein $a \in A$ und $b \in B$ mit $a \geq b \Rightarrow a > 0$. Dann folgt aus $a \geq b$ aber $a^n \geq b^n$. \blitze{} zu $a^n < x$ und $b^n \geq x$
$ \Rightarrow A \cup B$ ist ein dedekindscher Schnitt.
Nach Schritt 2 hat $A$ kein größtes Element $\Rightarrow B$ hat ein kleinstes Element. Wir nennen dieses $y$.
\item[Beh:] $y^n = x$. Wäre $y^n \neq x$, so müsste $y^n > x$ gelten, und $y$ wäre kleinstes Element von $C$. \blitze zu Schritt 3 $\Rightarrow y^n = x$
\begin{flushright} $ \square $ \end{flushright}
\end{description}
% Rüdiger %
Nach Schritt 2 hat $A$ kein größtes Element $\Rightarrow B$ hat kein kleinstes Element. Wir nennen dies $y$.
\begin{description}
\item[Beh:] $y^{n}=x$. Wäre $y^{n}\neq x$ , so müsste $y^n>x$ gelten, und $y$ wäre kleinstes Element von $C$ \blitze zu Schritt 3. $\Rightarrow y^n=x$
\begin{flushright}$ \square $ \end{flushright}
\end{description}
\begin{description}
\item[Def:] Sei $A\subseteq \mathbb{R}$
A heißt \underline{von oben beschränkt}, falls es eine Zahl $M$ gibt mit $$\forall a \in A:a\leq M$$
A heißt \underline{von unten beschränkt}, falls es eine Zahl $m$ gibt mit $$\forall a \in A:m\leq a$$
A heißt \underline{beschränkt}, falls $A$ von oben und unten beschränkt ist.
\end{description}
\section*{Satz 4:}
\renewcommand{\theenumi}{(\arabic{enumi})}
\renewcommand{\labelenumi}{\theenumi}
\begin{enumerate}
\item Sei $A\subseteq\mathbb{R}$ eine nicht leere von oben beschränkte Teilmenge.
Dann existiert genau eine Zahl $M_0$ mit folgenden Eigenschaften:
\renewcommand{\theenumii}{(\roman{enumii})}
\renewcommand{\labelenumii}{\theenumii}
\begin{enumerate}
\item $\forall a \in A : a\leq M_0 \,(M_0 \textrm{ ist obere Schranke})$
\item $\forall \varepsilon>0\quad \exists a\in A: M_0-\varepsilon<a$
\end{enumerate}
Diese Zahl $M_0$ nennen wir das Supremum von A, $M_0= \textrm{sup}(A)$.
\item Sei A eine nicht leere von unten beschränkte Teilmenge.
Dann existiert eine eindeutige Zahl $m_0\in \mathbb{R}$ mit
\begin{enumerate}
\item $\forall a \in A : m_0\leq a \,(m_0 \textrm{ ist untere Schranke})$
\item $\forall \varepsilon>0\quad \exists a\in A: m_0+\varepsilon>a$
\end{enumerate}
Diese Zahl nennt man das Infimum von A, $m_0=\textrm{inf}(A)$.
\end{enumerate}
% Martin %
\subsubsection*{Beweis von Satz 4}
\begin{description}
\item[Bew:]
Wir beweisen nur (1), da (2) völlig analog bewiesen wird.
Sei also $A$ nicht leer und von oben beschränkt.
Wir betrachten $X:= { M \in \mathbb{R} : \forall a \in A : a \leq M }$
(Notiz: $X \neq \emptyset$ nach Voraussetzung.)
Sei $Y := \mathbb{R} \backslash X$. Dann gilt $Y \neq \emptyset$, da $a - 1 \in Y$ für jedes $a \in A$.
Außerdem gilt:
\begin{itemize}
\item[(a)] $\mathbb{R} = Y \cup X$
\item[(b)] für $y \in Y$ und $x \in X$ gilt stets $y < x$
\end{itemize}
Ist nämlich $y \in Y$, so ist $y$ \underline{nicht} obere Schranke von $A$
$$
\left.
\begin{array}{l}
\Rightarrow \exists a \in A \quad y < a \\
\textrm{weil } x \in X \quad a \leq x
\end{array}
\right\} \Rightarrow y < x. $$
(a), (b) $\Rightarrow \mathbb{R} = Y \cup X$ ist ein dedekindscher Schnitt.
Sei $M_0$ das kleinste Element von $X$ oder das größte Element von $Y$.
\item[Beh:] $M_0$ ist nicht größtes Element von $Y$.
Andernfalls wäre $M_0 \in Y \Rightarrow \exists a \in A : M_0 < a$ und für $M_1 = \frac{M_0 + a}{2}$ gilt $M_0 < M_1 < a$ \blitze zu $M_0$ ist größtes Element von $Y$.
% Rüdiger %
Also ist $M_0$ das kleinste Element von X.\\
$\Rightarrow M_0$ ist obere Schranke von A, d.h. es gilt (i)\\
DA für jedes $\varepsilon > 0$ die Zahl $M_0-\varepsilon\notin X $ folgt:\\
$\forall \varepsilon >0 \quad \exists a \in A :M_0-\varepsilon <a$ d.h. Eigenschaft (ii)
$M_0$ ist eindeutig:\\
Wären $M_0$ und $M_1$ zwei Zahlen mit den Eigenschaften (i) und (ii)\\
$\Rightarrow M_0 $und$ M_1$ wären kleinste Schranken von A\\
$\Rightarrow M_0 \leq M_1$ und $M_1\leq M_0\Rightarrow M_0=M_1$
\begin{flushright}$ \square $ \end{flushright}
\end{description}
\subsubsection*{Potenzen $\mathbf{a^x}$:} Sei $a > 0$
Für $k\in \mathbb{Z}$ haben wir $a^{k}$ bereits definiert
ist $x=\frac{m}{n}>0$ , so definieren wir
$$a^{x}:=\sqrt[n]{a^{m}}$$
Für $x\in \mathbb{Q},x<0$ definieren wir
$$a^{x}=\frac{1}{a^{-x}}$$
Dann gelten die üblichen Regeln
$$a^{x_1+x_2}=a^{x_1}a^{x_2}$$
$$(a^{x_1})^{x2}=a^{x_1x_2}$$
für $x_1,x_2 \in \mathbb{Q}$.
\hfill \\
% Martin %
Für $x \in \mathbb{R} \backslash \mathbb{Q}$ betrachten wir zwei Fälle:
\begin{description}
\item[Fall 1:] ($a \geq 1$)
Sei $x \in \mathbb{R}$ gegeben.
$$M(a, x) = { a^q | q \in \mathbb{Q} : q < x }$$
Diese Menge ist von oben beschränkt durch $a^{\lfloor x \rfloor + 1}$ % Ganzzahliger Anteil von x%
Nach Satz 4 besitzt $M(a, x)$ ein Supremum, und wir definieren
$$a^x = \textrm{sup } M(a,x)$$
Für $0 < a < 1$:
$$a^x := \left( \frac{1}{a} \right) ^{-x}$$
\end{description}
\end{document}