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Git Tools

Bis hierher hast Du die meisten täglichen Kommandos und Arbeitsweisen gelernt, die Du brauchst um ein Git-Repository für Deine Quellcode-Kontrolle, zu benutzen. Du hast die grundlegenden Aufgaben des Nachverfolgens und Eincheckens von Dateien gemeistert und Du hast von der Macht der Staging-Area, des Branching und des Mergens Gebrauch gemacht.

Als Nächstes werden wir einige sehr mächtige Werkzeuge besprechen, die Dir Git zur Verfügung stellt. Du wirst zwar nicht unbedingt jeden Tag verwenden, aber mit Sicherheit an einem bestimmten Punkt gut brauchen können.

Revision Auswahl

Git erlaubt Dir, Commits auf verschiedenste Art und Weise auszuwählen. Diese sind nicht immer offensichtlich, aber es ist hilfreich diese zu kennen.

Einzelne Revisionen

Du kannst offensichtlich mithilfe des SHA-1-Hashes einen Commit auswählen, aber es gibt auch menschenfreundlichere Methoden, auf einen Commit zu verweisen. Dieser Bereich skizziert die verschiedenen Wege, die man gehen kann, um sich auf ein einzelnen Commit zu beziehen.

Abgekürztes SHA

Git ist intelligent genug, den richtigen Commit herauszufinden, wenn man nur die ersten paar Zeichen angibt, aber nur unter der Bedingung, dass der SHA-1-Hash mindestens vier Zeichen lang und einzigartig ist — das bedeutet, dass es nur ein Objekt im derzeitigen Repository gibt, das mit diesem bestimmten SHA-1-Hash beginnt.

Um zum Beispiel einen bestimmten Commit zu sehen, kann man das git log Kommando ausführen und den Commit identifizieren, indem man eine bestimmte Funktionalität hinzugefügt hat:

$ git log
commit 734713bc047d87bf7eac9674765ae793478c50d3
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Fri Jan 2 18:32:33 2009 -0800

    fixed refs handling, added gc auto, updated tests

commit d921970aadf03b3cf0e71becdaab3147ba71cdef
Merge: 1c002dd... 35cfb2b...
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Thu Dec 11 15:08:43 2008 -0800

    Merge commit 'phedders/rdocs'

commit 1c002dd4b536e7479fe34593e72e6c6c1819e53b
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Thu Dec 11 14:58:32 2008 -0800

    added some blame and merge stuff

In diesem Fall wählt man 1c002dd...., wenn man diesen Commit mit git show anzeigen lassen will, die folgenden Kommandos sind äquivalent (vorausgesetzt die verkürzte Version ist einzigartig):

$ git show 1c002dd4b536e7479fe34593e72e6c6c1819e53b
$ git show 1c002dd4b536e7479f
$ git show 1c002d

Git kann auch selber eine Kurzform für Deine einzigartigen SHA-1-Werte erzeugen. Wenn Du --abbrev-commit dem git log Kommando übergibst, wird es den kürzeren Wert benutzen, diesen aber einzigartig halten; die Standardeinstellung sind sieben Zeichen, aber es werden automatisch mehr benutzt, wenn dies nötig ist, um den SHA-1-Hash eindeutig zu bezeichnen.

$ git log --abbrev-commit --pretty=oneline
ca82a6d changed the version number
085bb3b removed unnecessary test code
a11bef0 first commit

Generell kann man sagen, dass acht bis zehn Zeichen mehr als ausreichend in einem Projekt sind, um eindeutig zu bleiben. Eines der größten Git-Projekte, der Linux-Kernel, fängt langsam an 12 von maximal 40 Zeichen zu nutzen, um eindeutig zu bleiben.

Ein kurzer Hinweis zu SHA-1

Eine Menge Leute machen sich Sorgen, dass ab einem zufälligen Punkt zwei Objekte im Repository vorhanden sind, die den gleichen SHA-1-Hashwert haben. Was dann?

Wenn es passiert, dass bei einem Commit, ein Objekt mit dem gleichen SHA-1-Hashwert im Repository vorhanden ist, wird Git sehen, dass das vorherige Objekt bereits in der Datenbank vorhanden ist und davon ausgehen, dass es bereits geschrieben wurde. Wenn Du versuchst, das Objekt später wieder auszuchecken, wirst Du immer die Daten des ersten Objekts bekommen.

Allerdings solltest Du Dir bewusst machen, wie unglaublich unwahrscheinlich dieses Szenario ist. Die Länge des SHA-1-Hashs beträgt 20 Bytes oder 160 Bits. Die Anzahl der Objekte, die benötigt werden, um eine 50% Chance einer Kollision zu haben, beträgt ungefähr 2^80 (die Formel zum Berechnen der Kollisionswahrscheinlichkeit lautet p = (n(n-1)/2) * (1/2^160)). 2^80 ist somit 1.2 x 10^24 oder eine Trilliarde. Das ist 1200 Mal so viel, wie es Sandkörner auf der Erde gibt.

Hier ist ein Beispiel, das Dir eine Vorstellung davon gibt, was nötig ist, um in SHA-1 eine Kollision zu bekommen. Wenn alle 6,5 Milliarden Menschen auf der Erde programmieren würden und jeder jede Sekunde Code schreiben würde, der der gesamten Geschichte des Linux-Kernels (1 Million Git-Objekte) entspricht, und diesen dann in ein gigantisches Git-Repository übertragen würde, würde es fünf Jahre dauern, bis das Repository genügend Objekte hätte, um eine 50% Wahrscheinlichkeit für eine einzige SHA-1-Kollision aufzuweisen. Es ist wahrscheinlicher, dass jedes Mitglied Deines Programmierer-Teams, unabhängig voneinander, in einer Nacht von Wölfen angegriffen und getötet wird.

Branch-Referenzen

Am direktesten kannst Du einen Commit spezifizieren, wenn eine Branch-Referenz direkt auf ihn zeigt. In dem Fall kannst Du in allen Git-Befehlen, die ein Commit-Objekt oder einen SHA-1-Wert erwarten, stattdessen den Branch-Namen verwenden. Wenn Du z.B. den letzten Commit in einem Branch sehen willst, sind die folgenden Befehle äquivalent (vorausgesetzt der topic1 Branch zeigt auf den Commit ca82a6d):

$ git show ca82a6dff817ec66f44342007202690a93763949
$ git show topic1

Wenn Du sehen willst, auf welchen SHA-1-Wert ein Branch zeigt, oder wie unsere Beispiele intern in SHA-1-Werte übersetzt aussähen, kannst Du den Git-Plumbing-Befehl rev-parse verwenden. In Kapitel 9 werden wir genauer auf Plumbing-Befehle eingehen. Kurz gesagt ist rev-parse als eine Low-Level-Operation gedacht und nicht dafür, im tagtäglichen Gebrauch eingesetzt zu werden. Aber es kann manchmal hilfreich sein, wenn man wissen muss, was unter der Haube vor sich geht:

$ git rev-parse topic1
ca82a6dff817ec66f44342007202690a93763949

RefLog Kurznamen

Eine andere Sache, die während Deiner täglichen Arbeit im Hintergrund passiert ist, dass Git ein sogenanntes Reflog führt, d.h. ein Log darüber, wohin Deine HEAD- und Branch-Referenzen in den letzten Monaten jeweils gezeigt haben.

Du kannst das Reflog mit git reflog anzeigen:

$ git reflog
734713b... HEAD@{0}: commit: fixed refs handling, added gc auto, updated
d921970... HEAD@{1}: merge phedders/rdocs: Merge made by recursive.
1c002dd... HEAD@{2}: commit: added some blame and merge stuff
1c36188... HEAD@{3}: rebase -i (squash): updating HEAD
95df984... HEAD@{4}: commit: # This is a combination of two commits.
1c36188... HEAD@{5}: rebase -i (squash): updating HEAD
7e05da5... HEAD@{6}: rebase -i (pick): updating HEAD

Immer dann, wenn ein Branch in irgendeiner Weise aktualisiert wird oder Du den aktuellen Branch wechselst, speichert Git diese Information ebenso im Reflog wie Commits und anderen Informationen. Wenn Du wissen willst, welches der fünfte Wert vor dem HEAD war, kannst Du die @{n} Referenz angeben, die Du in Reflog-Ausgabe sehen kannst:

$ git show HEAD@{5}

Außerdem kannst Du dieselbe Syntax verwenden, um eine Zeitspanne anzugeben. Um z.B. zu sehen, wo Dein master Branch gestern war, kannst Du eingeben:

$ git show master@{yesterday}

Das zeigt Dir, wo der master Branch gestern war. Diese Technik funktioniert nur mit Daten, die noch im Reflog sind, d.h. man kann sie nicht für Commits verwenden, die ein älter sind als ein paar Monate.

Um Reflog Informationen in einem Format wie in git log anzeigen, kannst Du git log -g verwenden:

$ git log -g master
commit 734713bc047d87bf7eac9674765ae793478c50d3
Reflog: master@{0} (Scott Chacon <schacon@gmail.com>)
Reflog message: commit: fixed refs handling, added gc auto, updated
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Fri Jan 2 18:32:33 2009 -0800

    fixed refs handling, added gc auto, updated tests

commit d921970aadf03b3cf0e71becdaab3147ba71cdef
Reflog: master@{1} (Scott Chacon <schacon@gmail.com>)
Reflog message: merge phedders/rdocs: Merge made by recursive.
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Thu Dec 11 15:08:43 2008 -0800

    Merge commit 'phedders/rdocs'

Es ist wichtig zu verstehen, dass das Reflog ausschließlich lokale Daten enthält. Es ist ein Log darüber, was Du in Deinem Repository getan hast, und es ist nie dasselbe wie in einem anderen Klon des selben Repositorys. Direkt nachdem Du ein Repository geklont hast, ist das Reflog leer, weil noch keine weitere Aktivität stattgefunden hat. git show HEAD@{2.months.ago} funktioniert nur dann, wenn das Projekt mindestens zwei Monate alt ist – wenn Du es vor fünf Minuten erst geklont hast, erhältst Du keine Ergebnisse.

Vorfahren Referenzen

Außerdem kann man Commits über ihre Vorfahren spezifizieren. Wenn Du ein ^ ans Ende einer Referenz setzt, schlägt Git den direkten Vorfahren dieses Commits nach. Nehmen wir an, Deine Historie sieht so aus:

$ git log --pretty=format:'%h %s' --graph
* 734713b fixed refs handling, added gc auto, updated tests
*   d921970 Merge commit 'phedders/rdocs'
|\
| * 35cfb2b Some rdoc changes
* | 1c002dd added some blame and merge stuff
|/
* 1c36188 ignore *.gem
* 9b29157 add open3_detach to gemspec file list

Du kannst jetzt den vorletzten Commit mit HEAD^ referenzieren, d.h. „den direkten Vorfahren von HEAD“.

$ git show HEAD^
commit d921970aadf03b3cf0e71becdaab3147ba71cdef
Merge: 1c002dd... 35cfb2b...
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Thu Dec 11 15:08:43 2008 -0800

    Merge commit 'phedders/rdocs'

Außerdem kannst Du nach dem ^ eine Zahl angeben. Beispielsweise heißt d921970^2: „der zweite Vorfahr von d921970“. Diese Syntax ist allerdings nur für Merge Commits nützlich, die mehr als einen Vorfahren haben. Der erste Vorfahr ist der Branch, auf dem Du Dich beim Merge befandest, der zweite ist der Commit auf dem Branch, den Du gemergt hast.

$ git show d921970^
commit 1c002dd4b536e7479fe34593e72e6c6c1819e53b
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Thu Dec 11 14:58:32 2008 -0800

    added some blame and merge stuff

$ git show d921970^2
commit 35cfb2b795a55793d7cc56a6cc2060b4bb732548
Author: Paul Hedderly <paul+git@mjr.org>
Date:   Wed Dec 10 22:22:03 2008 +0000

    Some rdoc changes

Eine andere Vorfahren-Spezifikation ist ~. Dies bezieht sich ebenfalls auf den ersten Vorfahren, d.h. HEAD~ und HEAD^ sind äquivalent. Einen Unterschied macht es allerdings, wenn Du außerdem eine Zahl angibst. HEAD~2 bedeutet z.B. „der Vorfahr des Vorfahren von HEAD“ oder „der n-te Vorfahr von HEAD“. Beispielsweise würde HEAD~3 in der obigen Historie auf den folgenden Commit zeigen:

$ git show HEAD~3
commit 1c3618887afb5fbcbea25b7c013f4e2114448b8d
Author: Tom Preston-Werner <tom@mojombo.com>
Date:   Fri Nov 7 13:47:59 2008 -0500

    ignore *.gem

Dasselbe kannst Du mit HEAD^^^ angeben, was wiederum den „Vorfahren des Vorfahren des Vorfahren“ referenziert:

$ git show HEAD^^^
commit 1c3618887afb5fbcbea25b7c013f4e2114448b8d
Author: Tom Preston-Werner <tom@mojombo.com>
Date:   Fri Nov 7 13:47:59 2008 -0500

    ignore *.gem

Du kannst diese Schreibweisen auch kombinieren und z.B. auf den zweiten Vorfahren der obigen Referenz mit HEAD~3^2 zugreifen.

Commit Reihen

Nachdem Du jetzt einzelne Commits spezifizieren kannst, schauen wir uns an, wie man auf Commit-Reihen zugreift. Dies ist vor allem nützlich, um Branches zu verwalten, z.B. wenn man viele Branches hat und solche Fragen beantworten will wie „Welche Änderungen befinden sich in diesem Branch, die ich noch nicht in meinen Hauptbranch gemergt habe?“.

Zwei-Punkte-Syntax

Die gängigste Weise, Commit-Reihen anzugeben, ist die Zwei-Punkte-Notation. Allgemein gesagt liefert Git damit eine Reihe von Commits, die von dem einem Commit aus erreichbar sind, allerdings nicht von dem anderen aus. Nehmen wir z.B. an, Du hättest eine Commit-Historie wie die folgende (Bild 6-1).

Insert 18333fig0601.png

Du willst jetzt herausfinden, welche Änderungen in Deinem experiment-Branch sind, die noch nicht in den master-Branch gemergt wurden. Dann kannst Du ein Log dieser Commits mit master..experiment anzeigen, d.h. „alle Commits, die von experiment aus erreichbar sind, aber nicht von master“. Um die folgenden Beispiele ein bisschen abzukürzen und deutlicher zu machen, verwende ich für die Commit-Objekte die Buchstaben aus dem Diagramm anstelle der tatsächlichen Log Ausgabe:

$ git log master..experiment
D
C

Wenn Du allerdings – anders herum – diejenigen Commits anzeigen willst, die in master, aber noch nicht in experiment sind, kannst Du die Branch-Namen umdrehen: experiment..master zeigt „alles in master, das nicht in experiment enthalten ist“.

$ git log experiment..master
F
E

Dies ist nützlich, wenn Du vorhast, den experiment-Branch zu aktualisieren, und anzeigen willst, was Du dazu mergen wirst. Oder wenn Du vorhast, in ein Remote-Repository zu pushen und sehen willst, welche Commits betroffen sind:

$ git log origin/master..HEAD

Dieser Befehl zeigt Dir alle Commits im gegenwärtigen, lokalen Branch, die noch nicht im master-Branch des origin Repositorys sind. D.h., der Befehl listet diejenigen Commits auf, die auf den Server transferiert würden, wenn Du git push benutzt und der aktuelle Branch origin/master trackt. Du kannst mit dieser Syntax außerdem eine Seite der beiden Punkte leer lassen. Git nimmt dann an, Du meinst an dieser Stelle HEAD. Z.B. kannst Du dieselben Commits wie im vorherigen Beispiel auch mit git log origin/master.. anzeigen lassen. Git fügt dann HEAD auf der rechten Seite ein.

Mehrere Bezugspunkte

Die Zwei-Punkte-Syntax ist eine nützliche Abkürzung, aber möglicherweise willst Du mehr als nur zwei Branches angeben, um z.B. herauszufinden, welche Commits in einem beliebigen anderen Branch enthalten sind, ausgenommen in demjenigen, auf dem Du Dich gerade befindest. Dazu kannst Du in Git das ^ Zeichen oder --not verwenden, um Commits auszuschließen, die von den angegebenen Referenzen aus erreichbar sind. D.h., die folgenden drei Befehle sind äquivalent:

$ git log refA..refB
$ git log ^refA refB
$ git log refB --not refA

Das ist praktisch, weil Du auf diese Weise mehr als nur zwei Referenzen angeben kannst, was mit der Zwei-Punkte-Notation nicht geht. Wenn Du beispielsweise alle Commits sehen willst, die von refA oder refB erreichbar sind, nicht aber von refC, dann kannst Du folgende (äquivalente) Befehle benutzen:

$ git log refA refB ^refC
$ git log refA refB --not refC

Damit hast Du ein sehr mächtiges System von Abfragen zur Verfügung, mit denen Du herausfinden kannst, was in welchen Deiner Branches enthalten ist.

Drei-Punkte-Syntax

Die letzte wichtige Syntax, mit der man Commit-Reihen spezifizieren kann, ist die Drei-Punkte-Syntax, die alle Commits anzeigt, die in einer der beiden Referenzen enthalten sind, aber nicht in beiden. Schau Dir noch mal die Commit Historie in Bild 6-1 an. Wenn Du diejenigen Commits anzeigen willst, die in den master- und experiment-Branches, nicht aber in beiden Branches gleichzeitig enthalten sind, dann kannst Du folgendes tun:

$ git log master...experiment
F
E
D
C

Dies gibt Dir wiederum ein normale log Ausgabe, aber zeigt nur die Informationen dieser vier Commits – wie üblich sortiert nach dem Commit-Datum.

Eine nützliche Option für den log Befehl ist in diesem Fall --left-right. Sie zeigt Dir an, in welchem der beiden Branches der jeweilige Commit enthalten ist, sodass die Ausgabe noch nützlicher ist:

$ git log --left-right master...experiment
< F
< E
> D
> C

Mit diesen Hilfsmitteln kannst Du noch einfacher und genauer angeben, welche Commits Du nachschlagen willst.

Interaktives Stagen

Git umfasst eine Reihe von Skripten, die so manche Aufgabe auf der Kommandozeile leichter machen. Im Folgenden schauen wir uns einige interaktive Befehle an, die dabei hilfreich sein können, wenn man Änderungen in vielen Dateien vorgenommen hat, aber nur einige Änderungen gezielt committen will – nicht alles auf einmal in einem riesigen Commit. Auf diese Weise kann man Commits logisch gruppieren und macht es anderen Entwicklern damit leichter, sie zu verstehen. Wenn Du git add mit der -i oder --interactive Option verwendest, geht Git in einen interaktiven Shell-Modus, der in etwa wie folgt aussieht:

$ git add -i
           staged     unstaged path
  1:    unchanged        +0/-1 TODO
  2:    unchanged        +1/-1 index.html
  3:    unchanged        +5/-1 lib/simplegit.rb

*** Commands ***
  1: status     2: update      3: revert     4: add untracked
  5: patch      6: diff        7: quit       8: help
What now>

Wie Du siehst, zeigt dieser Befehl eine andere Ansicht der Staging-Area an – im Wesentlichen also die Information, die Du auch mit git status erhältst, aber anders formatiert, kurz und knapp, und informativer. Sie listet alle Änderungen, die in der Staging-Area enthalten sind, auf der linken Seite, und alle anderen Änderungen auf der rechten Seite.

Danach folgt eine Liste von Befehlen wie, u.a., Dateien ganz oder teilweise stagen und unstagen, nicht versionskontrollierte Dateien hinzufügen, Diffs der gestageten Änderungen anzeigen etc.

Hinzufügen und Enfernen von Dateien aus der Staging-Area

Wenn Du am What now> Prompt 2 oder u eingibst, wirst Du als Nächstes gefragt, welche Dateien Du stagen willst:

What now> 2
           staged     unstaged path
  1:    unchanged        +0/-1 TODO
  2:    unchanged        +1/-1 index.html
  3:    unchanged        +5/-1 lib/simplegit.rb
Update>>

Um z.B. die TODO und index.html Dateien zu stagen, gibst Du die jeweiligen Zahlen ein:

Update>> 1,2
           staged     unstaged path
* 1:    unchanged        +0/-1 TODO
* 2:    unchanged        +1/-1 index.html
  3:    unchanged        +5/-1 lib/simplegit.rb
Update>>

Das * neben den Dateinamen bedeutet, dass die Datei ausgewählt ist und zur Staging-Area hinzugefügt werden wird, sobald Du (bei einem sonst leeren Update>> Prompt) Enter drückst:

Update>>
updated 2 paths

*** Commands ***
  1: status     2: update      3: revert     4: add untracked
  5: patch      6: diff        7: quit       8: help
What now> 1
           staged     unstaged path
  1:        +0/-1      nothing TODO
  2:        +1/-1      nothing index.html
  3:    unchanged        +5/-1 lib/simplegit.rb

Du kannst sehen, dass die TODO und index.html Dateien jetzt gestaget sind, während simplegit.rb immer noch ungestaget ist. Wenn Du die TODO unstagen willst, kannst Du die Option 3 oder r (für revert) nutzen:

*** Commands ***
  1: status     2: update      3: revert     4: add untracked
  5: patch      6: diff        7: quit       8: help
What now> 3
           staged     unstaged path
  1:        +0/-1      nothing TODO
  2:        +1/-1      nothing index.html
  3:    unchanged        +5/-1 lib/simplegit.rb
Revert>> 1
           staged     unstaged path
* 1:        +0/-1      nothing TODO
  2:        +1/-1      nothing index.html
  3:    unchanged        +5/-1 lib/simplegit.rb
Revert>> [enter]
reverted one path

Wenn Du wiederum Deinen Git-Status ansiehst, kannst Du sehen, dass Du die TODO ungestaget hast.

*** Commands ***
  1: status     2: update      3: revert     4: add untracked
  5: patch      6: diff        7: quit       8: help
What now> 1
           staged     unstaged path
  1:    unchanged        +0/-1 TODO
  2:        +1/-1      nothing index.html
  3:    unchanged        +5/-1 lib/simplegit.rb

Um einen Diff dessen zu sehen, das Du gestaget hast, kannst Du den Befehl 6 oder d (für diff) nutzen. Dieser zeigt Dir eine Liste der gestageten Dateien, und Du kannst diejenigen auswählen, von denen Du den gestageten Diff sehen willst. Dies ähnelt sehr dem Befehl git diff --cached auf der Kommandozeile.

*** Commands ***
  1: status     2: update      3: revert     4: add untracked
  5: patch      6: diff        7: quit       8: help
What now> 6
           staged     unstaged path
  1:        +1/-1      nothing index.html
Review diff>> 1
diff --git a/index.html b/index.html
index 4d07108..4335f49 100644
--- a/index.html
+++ b/index.html
@@ -16,7 +16,7 @@ Date Finder

 <p id="out">...</p>

-<div id="footer">contact : support@github.com</div>
+<div id="footer">contact : email.support@github.com</div>

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Mit diesen grundlegenden Befehlen kannst Du den interaktiven Hinzufüge-Modus nutzen, um Dir den Umgang mit Deiner Staging-Area etwas zu erleichtern.

Patches stagen

Es ist für Git auch möglich, bestimmte Teile einer Datei zu stagen und nicht den Rest. Wenn Du z.B. zwei Veränderungen an der simplegit.rb machst und eine davon stagen willst und die andere nicht, ist dies sehr einfach in Git möglich. Wähle 5 oder p (für patch) auf dem interaktiven Prompt. Git wird Dich fragen, welche Dateien Du teilweise stagen willst; dann wird es für jeden Abschnitt der gewählten Dateien Diff-Ausschnitte ausgeben und Dich jeweils einzeln fragen, ob Du sie stagen willst.

diff --git a/lib/simplegit.rb b/lib/simplegit.rb
index dd5ecc4..57399e0 100644
--- a/lib/simplegit.rb
+++ b/lib/simplegit.rb
@@ -22,7 +22,7 @@ class SimpleGit
   end

   def log(treeish = 'master')
-    command("git log -n 25 #{treeish}")
+    command("git log -n 30 #{treeish}")
   end

   def blame(path)
Stage this hunk [y,n,a,d,/,j,J,g,e,?]?

Du hast an diesem Punkt viele Optionen. Tippe ? ein, um eine Liste der Möglichkeiten zu bekommen:

Stage this hunk [y,n,a,d,/,j,J,g,e,?]? ?
y - stage this hunk
n - do not stage this hunk
a - stage this and all the remaining hunks in the file
d - do not stage this hunk nor any of the remaining hunks in the file
g - select a hunk to go to
/ - search for a hunk matching the given regex
j - leave this hunk undecided, see next undecided hunk
J - leave this hunk undecided, see next hunk
k - leave this hunk undecided, see previous undecided hunk
K - leave this hunk undecided, see previous hunk
s - split the current hunk into smaller hunks
e - manually edit the current hunk
? - print help

Im Allgemeinen, wirst Du y oder n nutzen, wenn Du jeden Ausschnitt stagen willst, aber alle Ausschnitte in bestimmten Dateien zu stagen oder die Entscheidung für einen Ausschnitt auf später zu verschieben kann auch sehr hilfreich sein. Wenn Du nur einen Teil der Datei stagest und den anderen ungestaget lässt, sieht Deine Status-Ausgabe in etwa so aus:

What now> 1
           staged     unstaged path
  1:    unchanged        +0/-1 TODO
  2:        +1/-1      nothing index.html
  3:        +1/-1        +4/-0 lib/simplegit.rb

Der Status der simplegit.rb ist interessant. Er zeigt Dir, dass ein paar Zeilen gestaget und ein paar ungestaget sind. Du hast diese Datei teilweise gestaget. An dieser Stelle kannst Du das interaktive Hinzufüge-Skript verlassen und git commit ausführen, um die teilweise gestageten Dateien zu commiten.

Letztendlich musst Du nicht den interaktiven Hinzufüge-Modus nutzen, um Dateien teilweise zu stagen – Du kannst das gleiche Skript starten, indem Du git add -p oder git add --patch auf der Kommandozeile eingibst.

Stashen

Während man an einer bestimmten Funktion eines Projekts arbeitet, ist es oft so, dass man den Branch wechseln will, weil man an etwas anderem weiterarbeiten will. Meist ist dann auch das Arbeitsverzeichnis in einem chaotischen Zustand, da die Funktion noch nicht fertiggestellt ist. Das Problem dabei ist, dass Du Deine halbfertige Arbeit dann auch nicht committen möchtest, um später daran weiter arbeiten zu können. Die Lösung dieses Problems bietet der git stash Befehl.

Beim Stashen werden die aus Deinem Arbeitsverzeichnis noch nicht committeten Änderungen – also Deine geänderten beobachteten Dateien und die in der Staging-Area enthaltenen Dateien – in einem Stack voller unfertiger Änderungen gespeichert. Diese kannst Du dann jederzeit wieder vom Stack holen und auf Dein Arbeitsverzeichnis anwenden.

Stash verwenden

Um dies zu demonstrieren, gehst Du in Dein Projekt und beginnst an ein paar Dateien zu arbeiten und merkst ein paar dieser Änderungen in der Staging-Area vor. Wenn Du den Befehl git status ausführst, siehst Du, dass sich einige Dateien seit dem letzen Commit verändert haben.

$ git status
# On branch master
# Changes to be committed:
#   (use "git reset HEAD <file>..." to unstage)
#
#      modified:   index.html
#
# Changes not staged for commit:
#   (use "git add <file>..." to update what will be committed)
#
#      modified:   lib/simplegit.rb
#

Jetzt kommt der Zeitpunkt, an dem Du den aktuellen Branch wechseln möchtest. Allerdings willst Du den aktuellen Zustand auch nicht committen, da Deine Arbeit noch nicht ganz fertiggestellt ist. Darum legst Du Deine Änderungen jetzt in einem Stash ab. Um diesen neuen Stash auf dem Stack abzulegen, verwendest Du den Befehl git stash:

$ git stash
Saved working directory and index state \
  "WIP on master: 049d078 added the index file"
HEAD is now at 049d078 added the index file
(To restore them type "git stash apply")

In Deinem Arbeitsverzeichnis befinden sich jetzt keine geänderten Dateien mehr und die Staging-Area ist auch leer:

$ git status
# On branch master
nothing to commit, working directory clean

In diesem Zustand, kannst Du in beliebig andere Branches wechseln und an etwas anderem weiterarbeiten. Deine Änderungen sind alle in einem Stack gesichert. Um eine Übersicht, der bereits gestashten Änderungen anzusehen, kannst Du den Befehl git stash list verwenden:

$ git stash list
stash@{0}: WIP on master: 049d078 added the index file
stash@{1}: WIP on master: c264051... Revert "added file_size"
stash@{2}: WIP on master: 21d80a5... added number to log

In diesem Beispiel waren bereits zwei Stashes auf dem Stack vorhanden. Sie wurden zu einem früheren Zeitpunkt gespeichert. Dir stehen jetzt also drei verschiedene Stashes auf dem Stack zur Verfügung. Mit dem Befehl git stash apply kannst Du die zuletzt gestashten Änderungen in Deinem Arbeitsverzeichnis wiederherstellen. Git zeigt diesen Befehlsaufruf auch bei Ausführen des Befehls git stash als Hilfestellung an. Wenn Du einen der älteren Stashes auf Dein Arbeitsverzeichnis anwenden willst, kannst Du den entsprechenden Stashnamen an den Befehl anhängen: git stash apply stash@{2}. Wie Du bereits gesehen hast, verwendet Git die zuletzt gestashten Änderungen und versucht diese im Arbeitsverzeichnis wiederherzustellen, wenn der Stashname nicht angegeben wird:

$ git stash apply
# On branch master
# Changes not staged for commit:
#   (use "git add <file>..." to update what will be committed)
#
#      modified:   index.html
#      modified:   lib/simplegit.rb
#

Wie Du sehen kannst, stellt Git die Dateien wieder her, die Du in einem Stash gespeichert hast. In dem Beispiel war Dein Arbeitsverzeichnis in einem sauberen Zustand, als Du versucht hast, den Stash zurückzuladen. Ebenso wurde der Stash auf dem gleichen Branch angewandt, der auch beim Stashen der Änderungen ausgecheckt war. Aber es ist nicht zwingend notwendig, dass der gleiche Branch verwendet wird und dass das Arbeitsverzeichnis in einem sauberen Zustand ist, wenn ein Stash zurückgeladen wird. Du kannst die Änderungen in einem Stash ablegen, zu einem anderen Branch wechseln und die Änderungen in diesem neuen Branch wiederherstellen. Es können auch geänderte oder gestagte Dateien im Arbeitsverzeichnis vorhanden sein, während ein Stash zurückgeladen wird. Können die Änderungen nicht ordnungsgemäß zurückgeladen werden, zeigt Git einen entsprechenden Merge-Konflikt an.

Die Änderungen an den Dateien wurden in Deinem Arbeitsverzeichnis wiederhergestellt. Allerdings ist die Datei, die beim Stashen in der Staging-Area vorhanden war, nicht automatisch wieder in die Staging-Area gewandert. Wenn Du die Option --index an den Befehl git stash apply anhängst, wird Git versuchen, die Dateien wieder zu stagen. Wenn Du diesen Befehl angewandt hättest, wäre Dein Arbeitsverzeichnis und Deine Staging-Area im exakt gleichen Zustand, wie vor dem Stashen:

$ git stash apply --index
# On branch master
# Changes to be committed:
#   (use "git reset HEAD <file>..." to unstage)
#
#      modified:   index.html
#
# Changes not staged for commit:
#   (use "git add <file>..." to update what will be committed)
#
#      modified:   lib/simplegit.rb
#

Mit der Option apply wird nur versucht die Änderungen wiederherzustellen. Der Stash an sich bleibt weiterhin auf dem Stack vorhanden. Um diesen zu entfernen, kannst Du den Befehl git stash drop zusammen mit dem Namen des Stashes anwenden:

$ git stash list
stash@{0}: WIP on master: 049d078 added the index file
stash@{1}: WIP on master: c264051... Revert "added file_size"
stash@{2}: WIP on master: 21d80a5... added number to log
$ git stash drop stash@{0}
Dropped stash@{0} (364e91f3f268f0900bc3ee613f9f733e82aaed43)

Um den Stash zurückzuführen und gleichzeitig vom Stack zu entfernen, kann der Befehl git stash pop verwendet werden.

Zurückgeführten Stash wieder rückgängig machen

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Du wendest die Änderungen eines Stashes wieder auf das Arbeitsverzeichnis an und änderst danach noch ein paar Dateien von Hand. Jetzt möchtest Du die Änderungen, die vom Stash her rühren, aber wieder rückgängig machen. Git besitzt kein Feature, welches dies möglich macht. Allerdings kann man den gleichen Effekt erzeugen, indem man vom betreffenden Stash einen Patch erzeugt und diesen mit der Option -R wieder anwendet (Patch rückwärts anwenden).

$ git stash show -p stash@{0} | git apply -R

An dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass Git den zuletzt erstellten Stash verwendet, wenn kein Stashname angegeben wird:

$ git stash show -p | git apply -R

Wenn Du dieses Feature öfters benötigst, ist es wahrscheinlich sinnvoll, einen Alias stash-unapply in Git dafür anzulegen:

$ git config --global alias.stash-unapply '!git stash show -p | git apply -R'
$ git stash apply
$ #... work work work
$ git stash-unapply

Branch auf Basis eines Stashes erzeugen

Wenn Du einen Teil Deiner Arbeit in einem Stash ablegst, dort eine Weile liegen lässt und danach Deine Arbeit an dem Branch fortsetzt, der auch für den Stash verwendet wurde, hast Du vielleicht später Probleme beim Zurückführen des Stashes. Wenn beim Anwenden des Stashes Dateien modifiziert werden sollen, die Du im bisherigen Verlauf bereits geänderst hast, werden Merge-Konflikte auftreten, die Du manuell auflösen musst. Wenn Du nach einer einfachen Möglichkeit suchst, die gestashten Änderungen separat zu testen, kannst Du den Befehl git stash branch verwenden. Dieser Befehl erzeugt einen neuen Branch, checkt den Commit aus, auf dessen Basis der Stash erstellt wurde, und führt den Stash wieder in das Arbeitsverzeichnis zurück. Wenn dabei kein Fehler auftritt, wird der Stash automatisch gelöscht:

$ git stash branch testchanges
Switched to a new branch "testchanges"
# On branch testchanges
# Changes to be committed:
#   (use "git reset HEAD <file>..." to unstage)
#
#      modified:   index.html
#
# Changes not staged for commit:
#   (use "git add <file>..." to update what will be committed)
#
#      modified:   lib/simplegit.rb
#
Dropped refs/stash@{0} (f0dfc4d5dc332d1cee34a634182e168c4efc3359)

Damit ist es auf einfache Art und Weise möglich, die gestashten Änderungen in einem neuen Branch wiederherzustellen und daran weiterzuarbeiten.

Änderungshistorie verändern

Beim Arbeiten mit Git kommt es häufig vor, dass man seine Commit-Historie aus irgendeinem Grund noch einmal ändern möchte. Und das Tolle an Git ist, dass es Dir die Möglichkeit bietet, Entscheidungen erst im allerletzten Moment zu treffen. Zum Beispiel bietet Dir Git mit Hilfe der Staging-Area die Möglichkeit, alle Dateien zu sammeln und kurz vor einem Commit zu entscheiden, welche Daten alle in einen Commit wandern sollen. Du kannst auch Deine Dateien, die sich geändert haben, aber noch nicht ins Repository eingepflegt werden sollen, mit dem Stash-Kommando in einem Zwischenspeicher ablegen. Außerdem kannst Du bereits verfasste Commits nachträglich noch einmal ändern, sodass sich die Historie so ändert, als wäre sie ganz anders vorangeschritten. Das kann man zum Beispiel durch Änderung der Reihenfolge der Commits, durch Ändern von Commit-Nachrichten, durch Modifikationen an Dateien innerhalb eines Commits, durch Zusammenfügen zweier Commits zu einem Commit oder durch Löschen eines Commits erreichen. Und das Besondere daran: Das alles, bevor Du Deine Arbeit mit anderen teilst und veröffentlichst.

In diesem Kapitel werden wir die nützlichen Arbeitsschritte besprechen, die Dir helfen, Deine Commit-Historie Deinen Wünschen entsprechend zu gestalten, sodass Du Dein Ergebnis danach mit anderen teilen kannst und es damit Deinem gewünschten Ergebnis entspricht.

Ändern des letzten Commits

Am häufigsten möchte man wahrscheinlich seinen letzten durchgeführten Commit noch einmal nachträglich ändern. Meist sind es zwei Dinge, die man verändern möchte: Änderung der eingegebenen Commit-Nachricht oder den eigentlichen Inhalt des Schnappschusses durch Hinzufügen, Ändern oder Löschen von Dateien.

Die letzte Commit-Nachricht noch einmal zu ändern ist sehr einfach:

$ git commit --amend

Nach Eingabe dieses Befehls wird der Texteditor mit dem Inhalt der letzten Commit-Nachricht geöffnet. Jetzt hat man Gelegenheit diesen Text zu ändern. Nach dem Speichern und Schließen des Editors, wird die Commit-Nachricht des letzten Commits entsprechend angepasst. Der alte Commit ist dadurch nicht mehr vorhanden und Du erhältst einen neuen Commit mit dem gleichen Inhalt und Deiner neuen Commit-Nachricht.

Wenn Du Deine Änderungen bereits eingecheckt hast und den Schnappschuss nachträglich durch Hinzufügen oder Ändern von Dateien noch einmal ändern möchtest, läuft das im Prinzip auf die gleiche Art und Weise ab. Meist kommt so etwas vor, weil man vergessen hat, eine neu erstellte Datei zu stagen. Wenn so etwas passiert, kannst Du Folgendes machen: Führe Deine gewünschte Änderungen durch Ändern oder Hinzufügen einer Datei aus und stage dieses Ergebnis mit dem Befehl git add. Alternativ kannst Du auch mit dem Befehl git rm eine Datei aus dem Repository entfernen. Wenn die Staging-Area Dein gewünschtes Ergebnis enthält, führst Du einfach den Befehl git commit --amend aus. Der neue Commit enthält nun die Änderungen aus dem alten Commit plus die Änderungen aus Deiner Staging-Area.

Mit dem Befehl --amend sollte man vorsichtig umgehen, weil sich mit jeder nachträglichen Modifikation eines Commits auch die SHA-1-Prüfsumme ändert. Das Ändern des letzten Commits hat ein ähnliches Verhalten wie das Durchführen eines Rebase-Befehls. Deshalb sollte man einen Commit niemals nachträglich anpassen, wenn dieser bereits veröffentlicht wurde.

Änderung von mehreren Commit-Nachrichten

Um einen Commit, der etwas weiter in der Historie zurückliegt, zu ändern, hilft einem der Befehl --amend nicht weiter. Man benötigt dazu ein etwas mächtigeres und komplexeres Werkzeug. Für diese Aufgabe kann man den Rebase-Befehl, den wir bereits kennengelernt haben, auf eine etwas andere Art und Weise nutzen. Anstatt den Rebase auf einen HEAD eines anderen Commits auszuführen, führt man den Rebase auf genau dem gleichen Commit aus, auf dem er bereits basiert. Dazu müssen wir nur den interaktiven Modus des Rebase-Befehls nutzen. Dieser bietet einem die Möglichkeit bei jedem Commit, der geändert werden soll, zu stoppen. Dann kann man seine Änderungen an den Dateien oder an der Commit-Nachricht entsprechend einpflegen und mit dem nächsten Commit fortfahren. Um einen interaktiven Rebase durchzuführen, muss man die Option -i an den Befehl git rebase anhängen. Außerdem musst Du natürlich bestimmen, wie viele Commits Du ändern möchtest. Dazu musst Du den Commit angeben, auf welchem der Rebase basieren soll.

Wenn Du zum Beispiel die letzten drei, oder eine oder mehrere der letzten drei Commit-Nachrichten ändern möchtest, musst Du zusätzlich zu dem Befehl git rebase -i den übergeordneten Commit (also dem Commit, der in der Historie genau ein Commit zurückliegt) des letzten Commits, den Du ändern möchtest, angeben. Bei drei Commit-Nachrichten müsste das Argument also HEAD~2^ beziehungsweise HEAD~3 lauten. Wahrscheinlich fällt es Dir leichter das Argument ~3 zu merken, weil Du ja schließlich auf die letzten drei Einträge verweisen möchtest. Du solltest Dir aber bewusst sein, dass Du auf den viertältesten Commit verweisen musst, also den übergeordneten Commit, den Du ändern möchtest.

$ git rebase -i HEAD~3

Es ist wichtig, dass Du Dir bewusst bist, dass mit diesem Rebase-Befehl jeder Commit im Bereich HEAD~3..HEAD geändert wird, unabhängig davon, ob Du die Commit-Nachricht beziehungsweise den Schnappschuss änderst oder nicht. Der Rebase-Befehl sollte nie einen Commit beinhalten, der bereits an einen zentralen Server gepusht worden ist. Hältst Du Dich nicht daran, werden sich andere Entwickler über Dich ärgern oder wundern, weil es jetzt eine alternative Version der gleichen Änderung gibt.

Wenn Du den Befehl ausführst, erhältst Du eine Reihe von Commits in Deinem Texteditor. Das könnte in etwa folgendermaßen aussehen:

pick f7f3f6d changed my name a bit
pick 310154e updated README formatting and added blame
pick a5f4a0d added cat-file

# Rebase 710f0f8..a5f4a0d onto 710f0f8
#
# Commands:
#  p, pick = use commit
#  e, edit = use commit, but stop for amending
#  s, squash = use commit, but meld into previous commit
#
# If you remove a line here THAT COMMIT WILL BE LOST.
# However, if you remove everything, the rebase will be aborted.
#

Vielleicht ist es Dir schon aufgefallen, die Commits werden genau in der umgekehrten Reihenfolge dargestellt, wie sie der log Befehl ausgegeben hätte. Wenn Du also den Befehl log ausführst, erhält man in etwa die folgende Ausgabe:

$ git log --pretty=format:"%h %s" HEAD~3..HEAD
a5f4a0d added cat-file
310154e updated README formatting and added blame
f7f3f6d changed my name a bit

Siehst Du den Unterschied? Es ist genau die umgekehrte Reihenfolge. Ein interaktiver Rebase wird nach einem festen Schema, einer Art Skript, durchgeführt und der Texteditor zeigt Dir an, wie dieses Skript genau ablaufen wird. Der Rebase startet bei dem Commit, der in der Kommandozeile angegeben wird (HEAD~3) und führt die Änderungen, die durch jeden Commit hinzukommen, von oben nach unten aus. Das bedeutet, dass anstatt des neuesten, der älteste Commit ganz oben steht, weil dieser der erste Commit ist, der bearbeitet wird.

Du musst das Skript so anpassen, dass es an jedem Commit anhält, den Du ändern möchtest. Dazu musst Du bei jedem Commit, an dem das Skript anhalten soll, das Wort „pick“ mit dem Wort „edit“ ersetzen. Um zum Beispiel die drittälteste Commit-Nachricht zu ändern, müssen die Änderungen am Skript in etwa folgendermaßen aussehen:

edit f7f3f6d changed my name a bit
pick 310154e updated README formatting and added blame
pick a5f4a0d added cat-file

Nachdem Du das Skript gespeichert und den Editor beendet hast, setzt Git nun alle Änderungen bis zum letzten Commit der Liste zurück und zeigt danach in der Kommandozeile in etwa Folgendes an:

$ git rebase -i HEAD~3
Stopped at 7482e0d... updated the gemspec to hopefully work better
You can amend the commit now, with

       git commit --amend

Once you’re satisfied with your changes, run

       git rebase --continue

Diese Anweisungen zeigen Dir sehr genau, was Du zu tun hast. Gib also den folgenden Befehl ein:

$ git commit --amend

Im sich öffnenden Texteditor kannst Du jetzt die Commit-Nachricht ändern und danch wieder schließen. Danach führst Du folgenden Befehl aus:

$ git rebase --continue

Der letzte Befehl speichert die letzten beiden Commits automatisch im Repository und der Rebase ist danach abgeschlossen. Wenn Du in einer weiteren Zeile „pick“ mit „edit“ ersetzt hast, kannst Du die oben dargestellten Schritte entsprechend noch einmal ausführen. Git wird nach jedem Commit anhalten und Dir die Möglichkeit bieten, den Commit anzupassen. Danach kannst Du Git auffordern, den Rebase fortzusetzen (git rebase --continue).

Reihenfolge von Commits verändern

Mit einem interaktiven Rebase kannst Du ebenso die Reihenfolge von Commits ändern oder sogar komplette Commits löschen. Um den Commit „added cat-file“ zu löschen und die Reihenfolge der beiden anderen Commits zu ändern, kannst Du das vorhandene Skript

pick f7f3f6d changed my name a bit
pick 310154e updated README formatting and added blame
pick a5f4a0d added cat-file

folgendermaßen ändern:

pick 310154e updated README formatting and added blame
pick f7f3f6d changed my name a bit

Nach dem Speichern und Verlassen des Editors, setzt Git nun alle Änderungen bis zum letzten Commit der Liste zurück, speichert den Commit 310154e, danach den Commit 310154e und beendet danach den Rebase. Das Ergebnis: Der Commit „added cat-file“ ist aus der Historie verschwunden und die Reihenfolge der beiden restlichen Commits ist getauscht.

Mehrere Commits zusammenfassen

Man kann mit einem interaktiven Rebase auch mehrere Commits zu einem einzelnen Commit zusammenfassen. Im Skript der Rebase-Nachricht steht eine Anleitung, wie Du dazu vorgehen musst:

#
# Commands:
#  p, pick = use commit
#  e, edit = use commit, but stop for amending
#  s, squash = use commit, but meld into previous commit
#
# If you remove a line here THAT COMMIT WILL BE LOST.
# However, if you remove everything, the rebase will be aborted.
#

Wenn Du statt „pick“ oder „edit“, den Befehl „squash“ angibst, führt Git beide Commits zu einem gemeinsamen Commit zusammen und bietet Dir die Möglichkeit, die Commit-Nachricht ebenso entsprechend zu verheiraten. Wenn Du also aus den drei Commits einen einzelnen Commit machen willst, muss Dein Skript folgendermaßen aufgebaut sein:

pick f7f3f6d changed my name a bit
squash 310154e updated README formatting and added blame
squash a5f4a0d added cat-file

Nach dem Speichern und Beenden des Editors, führt Git alle drei Änderungen zu einem einzelnen Commit zusammen und öffnet einen Texteditor, der alle drei Commit-Nachrichten enthält:

# This is a combination of 3 commits.
# The first commit's message is:
changed my name a bit

# This is the 2nd commit message:

updated README formatting and added blame

# This is the 3rd commit message:

added cat-file

Du kannst nun die Commit-Nachricht entsprechend anpassen oder auch entsprechend dem vorgeschlagenen Ergebnis belassen. Wenn Du die Commit-Nachricht speicherst, hast Du danach nur noch einen einzelnen Commit, der die letzten drei Commits beinhaltet, in Deiner Historie.

Aufsplitten eines einzelnen Commits

Man kann mit Git einen einzelnen Commit auch aufsplitten. Das bedeutet, man setzt den ursprünglichen Commit zurück, fügt dann einen Teil der Änderungen zur Staging-Area hinzu und checkt das Ergebnis ein. Dies kann man unbegrenzt oft wiederholen und so einen einzelnen Commit in mehrere Commits aufteilen. Nehmen wir an, wir möchten den mittleren der beiden Commits aufteilen. Anstatt „updated README formatting and added blame“, möchten wir den Commit in folgende beiden Commits aufteilen: „updated README formatting“ soll das Thema des ersten Commits und „added blame“ soll das Thema des zweiten Commits sein. Dazu kannst Du das angezeigte Skript, welches Dir der Befehl rebase -i erzeugt, folgendermaßen anpassen:

pick f7f3f6d changed my name a bit
edit 310154e updated README formatting and added blame
pick a5f4a0d added cat-file

Nach dem Speichern und Schließen des Editors, setzt Git die Änderungen entsprechend zurück und wendet den ersten (f7f3f6d) und zweiten (310154e) Commit an und wechselt danach zurück zur Kommandozeile. Jetzt hast Du die Möglichkeit den letzten Commit zurückzusetzen, ohne dass die Änderungen im Arbeitsverzeichnis zurückgesetzt werden. Das heißt, der Commit im Repository wird gelöscht, aber Deine Änderungen im Arbeitsverzeichnis gehen nicht verloren. Um dies durchzuführen, kannst Du den Befehl git reset HEAD^ verwenden. Jetzt kannst Du die gewünschten Änderungen für den ersten Commit zur Staging-Area hinzufügen und danach einchecken. Diesen Vorgang kannst Du beliebig wiederholen, bis alle Änderungen eingecheckt sind. Wenn Du fertig bist, kannst Du den Rebase mit git rebase --continue fortsetzen beziehungsweise abschließen:

$ git reset HEAD^
$ git add README
$ git commit -m 'updated README formatting'
$ git add lib/simplegit.rb
$ git commit -m 'added blame'
$ git rebase --continue

Git speichert dazu den letzten Commit (a5f4a0d) aus dem Skript im Repository. Das Resultat sieht in etwa folgendermaßen aus:

$ git log -4 --pretty=format:"%h %s"
1c002dd added cat-file
9b29157 added blame
35cfb2b updated README formatting
f3cc40e changed my name a bit

Ich möchte Dich noch einmal darauf hinweisen, dass jede SHA-Prüfsumme von allen Commits aus der Liste geändert werden. Bitte stell also sicher, dass diese Commits in keinem öffentlichen Repository verfügbar sind.

Hol den Vorschlaghammer raus: filter-branch

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, wie man die Historie nach seinen Wünschen anpassen kann. Diese wird oft angewandt, wenn man eine große Zahl von Commits automatisiert mit Hilfe eines Skripts anpassen will. Zum Beispiel kann man damit die E-Mail-Adresse in jedem Commit ändern oder auch eine Datei aus jedem Commit entfernen. Das Werkzeug dazu heißt filter-branch. Damit kann man einen riesigen Teil der Historie ändern. Man sollte diesen Befehl also nur verwenden, wenn das Projekt noch nicht weit verbreitet ist, oder andere Personen noch nicht damit begonnen haben an dem Projekt zu arbeiten (also auf Basis der bisherigen Historie neue Branches mit Commits erstellt wurden). Trotzdem kann dieses Werkzeug sehr nützlich sein. Ich möchte hier ein paar der Möglichkeiten dieses Werkzeugs vorstellen.

Löschen einer Datei aus jedem Commit

Dieses Szenario tritt sogar relativ häufig auf. Nehmen wir einmal an, jemand fügt gedankenlos eine große binäre Datei mit git add . zum Repository dazu und diese soll aber in keinem der Commits enthalten sein. Oder Du hast aus Versehen eine Datei, welche ein Passwort enthält, zum Repository hinzugefügt und möchtest dieses Repository nun veröffentlichen. filter-branch ist dann das Werkzeug Deiner Wahl, um die komplette Historie umzukrempeln. Um eine Datei mit dem Namen „passwords.txt“ aus der kompletten Historie zu löschen, kannst Du die Option --tree-filter verwenden:

$ git filter-branch --tree-filter 'rm -f passwords.txt' HEAD
Rewrite 6b9b3cf04e7c5686a9cb838c3f36a8cb6a0fc2bd (21/21)
Ref 'refs/heads/master' was rewritten

Die Option --tree-filer führt den nachfolgenden Befehl nach jedem Auschecken eines Commits des Projekts aus und checkt danach das Ergebnis wieder ein. In diesem Beispiel wird die Datei „passwords.txt“ aus jedem Schnappschuss entfernt, unabhängig davon, ob sie existiert oder nicht. Ein anderes Beispiel wäre es, alle Backup-Dateien eines Texteditors aus dem Repository zu löschen. Dazu kann man in etwa den Befehl git filter-branch -\-tree-filter "rm -f *~" HEAD ausführen.

Git informiert Dich über den Fortschritt dieses Vorgangs und Du siehst, wie jeder Commit angepasst wird und der Zeiger auf den Branch auf den letzten Commit gesetzt wird. Es ist empfehlenswert, diesen Befehl in einem Testzweig durchzuführen. Wenn das Ergebnis, wie gewünscht ausfällt, kann man danach den Branch master auf diesen Testzweig setzen. Wenn man an den Befehl filter-branch die Option --all anfügt, führt Git diesen Vorgang für jeden vorhandenen Zweig aus.

Aus einem Unterverzeichnis das neue Wurzelverzeichnis machen

Wenn man zum Beispiel ein Projekt aus einem anderen Versionskontrollwerkzeug in Git importiert, gibt es dort oft Verzeichnisse, die in Git nicht relevant sind, zum Beispiel trunk, tags, usw.. Wenn man also das Unterverzeichnis trunk das neue Wurzelverzeichnis machen will, kann man dies mit Hilfe von filter-branch umsetzen:

$ git filter-branch --subdirectory-filter trunk HEAD
Rewrite 856f0bf61e41a27326cdae8f09fe708d679f596f (12/12)
Ref 'refs/heads/master' was rewritten

Nach der Ausführung dieses Befehls ist das „trunk“ Verzeichnis das neue Arbeitsverzeichnis. Bei diesem Vorgang entfernt Git außerdem alle Commits, die nicht eine Änderung des „trunk“-Verzeichnisses beinhalten.

E-Mail Adresse in jedem Commit ändern

Verflixt, es ist schon wieder passiert. Du hast vergessen, den Befehl git config auszuführen und Deinen Namen und E-Mail-Adresse zu setzen, bevor Du mit der Arbeit begonnen hast. Mit filter-branch kann man diesen Fehler einfach beheben. Man sollte nur darauf achten, dass man nur seine eigene E-Mail-Adresse ändert. Deshalb verwenden wir die Option --commit-filter:

$ git filter-branch --commit-filter '
        if [ "$GIT_AUTHOR_EMAIL" = "schacon@localhost" ];
        then
                GIT_AUTHOR_NAME="Scott Chacon";
                GIT_AUTHOR_EMAIL="schacon@example.com";
                git commit-tree "$@";
        else
                git commit-tree "$@";
        fi' HEAD

Dieser Befehl durchforstet das Repository und ersetzt in jedem Commit, dessen E-Mail-Adresse des Autors „schacon@localhost“ lautet, mit der neuen E-Mail-Adresse „schacon@example.com“. Zusätzlich wird der Name des Autors geändert, falls dieser nicht vorher schon „Scott Chacon“ war. Auf Grund der Architektur, dass in Git in jedem Commit die SHA1-Prüfsumme des Vorgänger-Commits enthalten ist, ändert dieser Befehl jeden Commit in Deiner Historie. Die SHA1-Prüfsumme wird sich auch in allen Commits, die nicht die angegebene E-Mail-Adresse enthalten, verändern.

Mit Hilfe von Git debuggen

Git bietet auch ein paar Werkzeuge, die den Debug-Vorgang bei einem Projekt unterstützen. Da Git so aufgebaut ist, dass es für nahezu jedes Projekt eingesetzt werden kann, sind diese Werkzeuge sehr generisch gehalten. Wenn gewisse Dinge schief laufen, können Dir aber diese Tools oft helfen, den Bug oder den Übeltäter zu finden.

Datei Annotation

Wenn Du nach einem Bug in Deinem Code suchst und gerne wissen willst, wann und warum dieser zum ersten Mal auftrat, dann kann Dir das Werkzeug Datei-Annotation (engl. File Annotation) sicher weiterhelfen. Es kann Dir anzeigen, in welchem Commit die jeweilige Zeile einer Datei zuletzt geändert wurde. Wenn Du also feststellst, dass eine Methode beziehungsweise eine Funktion in Deinem Code nicht mehr das gewünschte Resultat liefert, kannst Du Dir die Datei mit git blame genauer ansehen. Nach Aufruf des Befehls zeigt Git Dir an, welche Zeile von welcher Person als letztes geändert wurde, inklusive Datum. Das folgende Beispiel verwendet die Option -L, um die Ausgabe auf die Zeilen 12 bis 22 einzuschränken:

$ git blame -L 12,22 simplegit.rb
^4832fe2 (Scott Chacon  2008-03-15 10:31:28 -0700 12)  def show(tree = 'master')
^4832fe2 (Scott Chacon  2008-03-15 10:31:28 -0700 13)   command("git show #{tree}")
^4832fe2 (Scott Chacon  2008-03-15 10:31:28 -0700 14)  end
^4832fe2 (Scott Chacon  2008-03-15 10:31:28 -0700 15)
9f6560e4 (Scott Chacon  2008-03-17 21:52:20 -0700 16)  def log(tree = 'master')
79eaf55d (Scott Chacon  2008-04-06 10:15:08 -0700 17)   command("git log #{tree}")
9f6560e4 (Scott Chacon  2008-03-17 21:52:20 -0700 18)  end
9f6560e4 (Scott Chacon  2008-03-17 21:52:20 -0700 19)
42cf2861 (Magnus Chacon 2008-04-13 10:45:01 -0700 20)  def blame(path)
42cf2861 (Magnus Chacon 2008-04-13 10:45:01 -0700 21)   command("git blame #{path}")
42cf2861 (Magnus Chacon 2008-04-13 10:45:01 -0700 22)  end

In der ersten Spalte wird die Kurzform der SHA1-Prüfsumme des Commits angezeigt, in welchem diese Zeile zuletzt verändert wurde. Die nächsten beiden Spalten weisen auf den Autor des Commits und wann dieser verfasst wurde, hin. Auf diese Weise kannst Du leicht bestimmen, wer die jeweilige Zeile geändert hat und wann dies durchgeführt wurde. In den nächsten Spalten wird die Zeilennummer und der Inhalt der Zeile angezeigt. Die Zeilen mit der SHA-1-Prüfsumme ^4832fe2 weisen darauf hin, dass diese bereits im ersten Commit vorhanden waren. Das ist also der Commit, in dem die Datei „simplegit.rb“ zum Repository hinzugefügt wurde und die Zeilen deuten damit darauf hin, dass diese bisher nie geändert wurden. Das ist für Dich wahrscheinlich ein bisschen verwirrend, denn nun kennst Du bereits drei Möglichkeiten, wie Git mit dem Zeichen ^ einer SHA-Prüfsumme eine neue Bedeutung gibt. Aber in Zusammenhang mit git blame weist das Zeichen auf den eben geschilderten Sachverhalt hin.

Eine weitere herausragende Eigenschaft von Git ist die Tatsache, dass es nicht per se das Umbenennen von Dateien verfolgt. Git speichert immer den jeweiligen Schnappschuss des Dateisystems und versucht erst danach zu bestimmen, welche Dateien umbenannt wurden. Das bietet Dir zum Beispiel die Möglichkeit herauszufinden, wie Code innerhalb des Repositorys hin und her verschoben wurde. Wenn Du also die Option -C an git blame anfügst, analysiert Git die angegebene Datei und versucht herauszufinden, ob und von wo bestimmte Codezeilen herkopiert wurden. Vor kurzem habe ich ein Refactoring an einer Datei mit dem Namen GITServerHandler.m durchgeführt. Dabei habe ich diese Datei in mehrere Dateien aufgeteilt, eine davon war GITPackUpload.m. Wenn ich jetzt git blame mit der Option -C auf die Datei GITPackUpload.m ausführe, erhalte ich eine Ausgabe mit den Codezeilen, von denen das Ergebnis ursprünglich stammt:

$ git blame -C -L 141,153 GITPackUpload.m
f344f58d GITServerHandler.m (Scott 2009-01-04 141)
f344f58d GITServerHandler.m (Scott 2009-01-04 142) - (void) gatherObjectShasFromC
f344f58d GITServerHandler.m (Scott 2009-01-04 143) {
70befddd GITServerHandler.m (Scott 2009-03-22 144)         //NSLog(@"GATHER COMMI
ad11ac80 GITPackUpload.m    (Scott 2009-03-24 145)
ad11ac80 GITPackUpload.m    (Scott 2009-03-24 146)         NSString *parentSha;
ad11ac80 GITPackUpload.m    (Scott 2009-03-24 147)         GITCommit *commit = [g
ad11ac80 GITPackUpload.m    (Scott 2009-03-24 148)
ad11ac80 GITPackUpload.m    (Scott 2009-03-24 149)         //NSLog(@"GATHER COMMI
ad11ac80 GITPackUpload.m    (Scott 2009-03-24 150)
56ef2caf GITServerHandler.m (Scott 2009-01-05 151)         if(commit) {
56ef2caf GITServerHandler.m (Scott 2009-01-05 152)                 [refDict setOb
56ef2caf GITServerHandler.m (Scott 2009-01-05 153)

Das ist enorm hilfreich. Für gewöhnlich erhältst Du damit als ursprünglichen Commit, den Commit, von welchem der Code kopiert wurde, da dies der Zeitpunkt war, bei dem diese Zeilen zum ersten Mal angefasst wurden. Git zeigt Dir den ursprünglichen Commit, in dem Du die Zeilen verfasst hast, sogar an, wenn es sich dabei um eine andere Datei handelt.

Das Bisect Werkzeug – Binäre Suche###

git blame kann Dir sehr weiterhelfen, wenn Du bereits weißt, an welcher Stelle das Problem liegt. Wenn Du aber nicht weißt, warum gewisse Dinge schief laufen, und es gibt inzwischen Dutzende oder Hunderte von Commits seit dem letzten funktionierenden Stand, dann solltest Du git bisect als Hilfestellung verwenden. Der bisect Befehl führt eine binäre Suche durch die Commit-Historie durch und hilft Dir auf schnelle Art und Weise die Commits zu bestimmen, die eventuell für das Problem verantwortlich sind.

Nehmen wir zum Beispiel an, dass Du gerade eben Deinen Code in einer Produktivumgebung veröffentlicht hast und auf einmal bekommst Du zahlreiche Fehlerberichte über Probleme, die in Deiner Entwicklungsumgebung nicht aufgetreten sind. Du kannst Dir auch keinen Reim darauf bilden, warum der Code so reagiert. Nachdem Du Dich noch einmal näher mit Deinem Code beschäftigt hast, stellst Du fest, dass Du die Fehlerwirkung reproduzieren kannst, aber Dir ist es immer noch ein Rätsel, was genau schief läuft. Wenn Du vor einem solchen Problem stehst, hilft Dir es bestimmt, wenn Du die Historie in mehrere Teile aufspaltest (engl. bisect: halbieren, zweiteilen). Als erstes startest Du mit dem Befehl git bisect start. Danach gibst Du mit dem Befehl git bisect bad an, dass der derzeit ausgecheckte Commit den Fehler aufweist. Jetzt braucht Git noch die Information, in welchem Commit das Problem noch nicht aufgetreten ist. Dazu verwendest Du den Befehl git bisect good [good_commit]:

$ git bisect start
$ git bisect bad
$ git bisect good v1.0
Bisecting: 6 revisions left to test after this
[ecb6e1bc347ccecc5f9350d878ce677feb13d3b2] error handling on repo

Nach Ausführen des letzten Befehls, zeigt Git Dir als Erstes an, dass in etwa 12 Commits zwischen der letzten guten Revision (v1.0) und der aktuellen, fehlerhaften Revision liegen. Auf Basis dieser Information hat Git Dir den mittleren Commit ausgecheckt. Jetzt hast Du die Möglichkeit Deine Tests auf Basis des ausgecheckten Stands durchzuführen, um herauszufinden, ob in diesem Commit der Fehler bereits bestand. Wenn der Fehler hier bereits auftritt, dann wurde er in diesem oder in einem der früheren Commits eingefügt. Wenn der Fehler hier noch nicht auftritt, dann wurde er in einem der späteren Commits eingeschleppt. In unserem Beispiel nehmen wir an, dass in diesem Commit der Fehler noch nicht bestand. Das geben wir mit dem Befehl git bisect good an und fahren fort:

$ git bisect good
Bisecting: 3 revisions left to test after this
[b047b02ea83310a70fd603dc8cd7a6cd13d15c04] secure this thing

Git hat Dir jetzt einen weiteren Commit ausgecheckt, und zwar wieder den mittleren Commit zwischen dem letzten Stand im Repository und dem mittleren Commit aus der letzten Runde. Hier nehmen wir an, dass Du nach Deinen durchgeführten Tests feststellst, dass in diesem Commit der Fehler bereits vorhanden ist. Das müssen wir Git über git bisect bad mitteilen:

$ git bisect bad
Bisecting: 1 revisions left to test after this
[f71ce38690acf49c1f3c9bea38e09d82a5ce6014] drop exceptions table

Git checkt wieder den nächsten mittleren Commit aus und wir stellen fest, dass dieser in Ordnung ist. Ab jetzt hat Git alle notwendigen Informationen um festzustellen, in welchem Commit der Fehler eingebaut wurde. Git zeigt Dir dazu die SHA-1-Prüfsumme des ersten fehlerhaften Commits an. Zusätzlich gibt es noch weitere Commit-Informationen und welche Dateien in diesem Commit geändert wurden, an. Das sollte Dir nun helfen, den Fehler näher zu bestimmen:

$ git bisect good
b047b02ea83310a70fd603dc8cd7a6cd13d15c04 is first bad commit
commit b047b02ea83310a70fd603dc8cd7a6cd13d15c04
Author: PJ Hyett <pjhyett@example.com>
Date:   Tue Jan 27 14:48:32 2009 -0800

    secure this thing

:040000 040000 40ee3e7821b895e52c1695092db9bdc4c61d1730
f24d3c6ebcfc639b1a3814550e62d60b8e68a8e4 M  config

Wenn Du fertig mit der Fehlersuche bist, solltest Du den Befehl git bisect reset ausführen. Dies checkt den ursprünglichen Stand aus, den Du ausgecheckt hattest, bevor Du mit der Fehlersuche begonnen hast:

$ git bisect reset

Wie Du vielleicht gesehen hast, ist dieser Befehl ein mächtiges Werkzeug, um Hunderte von Commits auf schnelle Art und Weise nach einem bestimmten Fehler zu durchsuchen. Besonders nützlich ist es, wenn Du ein Skript hast, welches mit dem Fehlercode Null beendet, wenn das Projekt in Ordnung ist und mit einem Fehlercode größer Null, wenn das Projekt Fehler enthält. Wenn Dir ein solches Skript zur Verfügung steht, kannst Du den bisher manuell durchgeführten Vorgang auch automatisieren. Wie im vorigen Beispiel musst Du Git den zuletzt fehlerfreien Commit und den fehlerhaften Commit angeben. Als verkürzte Schreibweise kannst Du an den Befehl bisect start den fehlerhaften und den fehlerfreien Commit angeben:

$ git bisect start HEAD v1.0
$ git bisect run test-error.sh

Wenn Du die untere, genannte Zeile ausführst, führt Git automatisch nach jedem Auscheckvorgang das Skript test-error.sh aus und zwar solange bis es den Commit findet, der als erstes ein fehlerhaftes Ergebnis liefert. Statt eines Skripts kannst Du natürlich auch make oder make tests oder eine beliebige, andere Testumgebung starten.

Submodule

Oft möchte man während der Arbeit an einem Projekt ein weiteres Projekt darin einbinden und verwenden. Das kann zum Beispiel eine Bibliothek von einer anderen Firma oder vielleicht auch eine selbstentwickelte Bibliothek sein. In einem solchen Szenario tritt dann meistens folgendes Problem auf: Die zwei Projekte sollen unabhängig voneinander entwickelt werden können, aber trotzdem soll es möglich sein, das eine Projekt im anderen zu verwenden.

Dazu ein Beispiel. Nehmen wir an, Du entwickelst gerade eine Webseite, die unter anderem einen Atom-Feed zur Verfügung stellen soll. Anstatt den notwendigen Code zur Auslieferung des Atom-Feeds selber zu schreiben, entscheidest Du Dich für eine geeignete Bibliothek. Dann wirst Du wahrscheinlich den Code in Dein Projekt einbinden müssen, zum Beispiel durch eine CPAN-Installation oder ein Ruby-Gem oder durch Kopieren des Quellcodes in das Arbeitsverzeichnis Deines Projekts. Das Problem beim Einbinden einer Bibliothek ist, dass es schwierig ist, diese an die eigene Bedürfnisse anzupassen. Noch schwieriger gestaltet sich dann die Veröffentlichung des Projekts, da man sicherstellen muss, dass jeder der die Software verwendet, auf die Bibliothek zugreifen kann. Wenn man die Bibliothek im eigenen Projekt projektspezifisch anpasst, hat man meist ein Problem, wenn man eine neue Version der Bibliothek einspielen will.

Git löst dieses Problem mit Hilfe von Submodulen. Mit Hilfe von Submodulen kann man innerhalb eines Git-Repositorys ein weiteres Git-Repository in einem Unterverzeichnis verwalten. Daraus entsteht der Vorteil, dass man ein anderes Repository in das eigene Projekt klonen kann und die Commits der jeweiligen Projekte trennen kann.

Die ersten Schritte mit Submodulen

Nehmen wir einmal an, dass Du die Rack-Bibliothek (eine Ruby-Gateway-Schnittstelle für Webserver) zu Deinem Projekt hinzufügen willst. Dabei möchtest Du Deine eigenen Änderungen an dieser Bibliothek nachverfolgen, aber auch weiterhin Änderungen von den Rack-Bibliothek-Entwicklern verwalten und zusammenmergen. Das erste was Du dazu tun musst, ist das Repository der Rack Bibliothek in ein Unterverzeichnis Deines Projekts zu klonen. Diesen Vorgang kannst Du mit Hilfe des Befehls git submodule add ausführen:

$ git submodule add git://github.com/chneukirchen/rack.git rack
Initialized empty Git repository in /opt/subtest/rack/.git/
remote: Counting objects: 3181, done.
remote: Compressing objects: 100% (1534/1534), done.
remote: Total 3181 (delta 1951), reused 2623 (delta 1603)
Receiving objects: 100% (3181/3181), 675.42 KiB | 422 KiB/s, done.
Resolving deltas: 100% (1951/1951), done.

Innerhalb Deines Projekts befindet sich nun im Unterverzeichnis rack das komplette Rack-Projekt. Man kann jetzt in diesem Verzeichnis Änderungen vornehmen und ein eigenes Remote-Repository mit Schreibrechten, zu welchem man pushen kann, hinzufügen. Ebenso ist es möglich, Änderungen von den Rack-Entwicklern in sein Repository zu laden und diese mit den eigenen Ergebnissen zu mergen. Im Prinzip kann man innerhalb eines Submoduls die gleichen Vorgänge, wie in einem normalen Repository ausführen. Vorher müssen wir aber noch ein paar weitere Dinge zu Submodulen besprechen. Wenn Du gleich nach dem Hinzufügen des Submoduls, den Befehl git status ausführst, wirst Du gleich zwei Dinge bemerken:

$ git status
# On branch master
# Changes to be committed:
#   (use "git reset HEAD <file>..." to unstage)
#
#      new file:   .gitmodules
#      new file:   rack
#

Als erstes wird Dir die neue Datei .gitmodules auffallen. Das ist eine Konfigurationsdatei, welche die Zuordnung der URL des geklonten Projekts und dem lokalen Unterverzeichnis, in welches das Projekt geklont wurde, festlegt:

$ cat .gitmodules
[submodule "rack"]
      path = rack
      url = git://github.com/chneukirchen/rack.git

Wenn Du mehrere Submodule in einem Projekt verwaltest, werden auch mehrere Einträge in dieser Datei auftauchen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass diese Datei zusammen mit all den anderen Dateien aus Deinem Projekt, ebenso in die Versionskontrolle aufgenommen wird, ähnlich wie die Datei .gitignore. Die Datei wird so wie der Rest Deines Projekts gepusht und gepullt. Dadurch wissen andere Personen, die Dein Projekt klonen, von welchem Ort sie die Submodule erhalten können.

Die zweite Auffälligkeit bei der Ausgabe von git status ist der Eintrag rack. Wenn Du auf diesen Eintrag ein git diff durchführst, erhält man in etwa die folgende, interessante Ausgabe:

$ git diff --cached rack
diff --git a/rack b/rack
new file mode 160000
index 0000000..08d709f
--- /dev/null
+++ b/rack
@@ -0,0 +1 @@
+Subproject commit 08d709f78b8c5b0fbeb7821e37fa53e69afcf433

Obwohl rack ein Unterverzeichnis in Deinem Arbeitsverzeichnis ist, erkennt Git dieses Verzeichnis als Submodul und verfolgt die Änderungen innerhalb dieses Verzeichnisses nicht, wenn Git nicht innerhalb dieses Verzeichnisses aufgerufen wird. Stattdessen erfasst Git, welcher Commit in diesem Repository ausgecheckt ist. Wenn Du also Änderungen in diesem Unterverzeichnis durchführst und eincheckst, kann das Superprojekt erkennen, dass sich der aktuelle HEAD von diesem Projekt geändert hat. Das Superprojekt kann sich jetzt diesen Commit merken. Auf diese Art und Weise ist es möglich, den kompletten Zustand des Projekts mit allen Projekten, die als Submodul hinzugefügt wurden, zu reproduzieren. In der Git-Terminologie wird das Projekt, welches eines oder mehrere Submodule enthält, als Superprojekt bezeichnet.

Dabei muss man sich folgender Eigenschaft bewusst sein: Git verwaltet den exakten Commit, der gerade ausgecheckt ist und nicht etwa den Branch oder eine andere Referenz. Git kann also zum Beispiel nicht speichern, dass der aktuelle Stand im Branch master enthalten ist.

Wenn Du Dein Projekt das erste Mal eincheckst, erhältst Du in etwa folgende Ausgabe:

$ git commit -m 'first commit with submodule rack'
[master 0550271] first commit with submodule rack
 2 files changed, 4 insertions(+), 0 deletions(-)
 create mode 100644 .gitmodules
 create mode 160000 rack

Der Mode 160000, der für den rack-Eintrag gilt, ist ein spezieller Mode in Git. Er bedeutet in etwa, dass man einen Commit als Verzeichnis-Eintrag in Git verwaltet und damit nicht wie normalerweise ein Verzeichnis oder eine Datei.

Das Verzeichnis rack kann man wie ein separates Projekt behandeln und verwenden. Und von Zeit zur Zeit aktualisiert man auch das Superprojekt und speichert damit die letzte Commit-ID des Unterprojekts. Jedes Git-Kommando arbeitet unabhängig in einem der beiden Unterverzeichnisse:

$ git log -1
commit 0550271328a0038865aad6331e620cd7238601bb
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Thu Apr 9 09:03:56 2009 -0700

    first commit with submodule rack
$ cd rack/
$ git log -1
commit 08d709f78b8c5b0fbeb7821e37fa53e69afcf433
Author: Christian Neukirchen <chneukirchen@gmail.com>
Date:   Wed Mar 25 14:49:04 2009 +0100

    Document version change

Klonen eines Projekts mit den dazugehörigen Submodulen

Als nächstes klonen wir ein Projekt, welches ein Submodul verwendet. Wenn man ein solches Projekt klont, werden die entsprechenden Verzeichnisse, welche ein Submodul enthalten, erstellt. Allerdings enthalten diese Verzeichnisse noch keinen Inhalt:

$ git clone git://github.com/schacon/myproject.git
Initialized empty Git repository in /opt/myproject/.git/
remote: Counting objects: 6, done.
remote: Compressing objects: 100% (4/4), done.
remote: Total 6 (delta 0), reused 0 (delta 0)
Receiving objects: 100% (6/6), done.
$ cd myproject
$ ls -l
total 8
-rw-r--r--  1 schacon  admin   3 Apr  9 09:11 README
drwxr-xr-x  2 schacon  admin  68 Apr  9 09:11 rack
$ ls rack/
$

Das Verzeichnis rack wurde zwar erzeugt, aber es ist leer. Deshalb musst Du zwei Dinge ausführen: git submodule init, damit wird die Datei für die lokale Konfiguration initialisiert. Und git submodule update, welches die gesamten Daten des Projekts von der im .gitmodules angegebenen Quelle holt und den entsprechenden Commit, welcher im Superprojekt hinterlegt ist, auscheckt:

$ git submodule init
Submodule 'rack' (git://github.com/chneukirchen/rack.git) registered for path 'rack'
$ git submodule update
Initialized empty Git repository in /opt/myproject/rack/.git/
remote: Counting objects: 3181, done.
remote: Compressing objects: 100% (1534/1534), done.
remote: Total 3181 (delta 1951), reused 2623 (delta 1603)
Receiving objects: 100% (3181/3181), 675.42 KiB | 173 KiB/s, done.
Resolving deltas: 100% (1951/1951), done.
Submodule path 'rack': checked out '08d709f78b8c5b0fbeb7821e37fa53e69afcf433'

Nach Ausführung der beiden Befehle befindet sich das Verzeichnis rack in genau dem gleichen Zustand, wie wir es ursprünglich eingecheckt haben. Wenn ein anderer Entwickler Änderungen am Rack-Code durchführt, diese eincheckt und Du diese dann pullst und mergst, erhält man einen etwas seltsamen Zustand:

$ git merge origin/master
Updating 0550271..85a3eee
Fast forward
 rack |    2 +-
 1 files changed, 1 insertions(+), 1 deletions(-)
[master*]$ git status
# On branch master
# Changes not staged for commit:
#   (use "git add <file>..." to update what will be committed)
#   (use "git checkout -- <file>..." to discard changes in working directory)
#
#      modified:   rack
#

Der Merge, der gerade durchgeführt worden ist, ist eigentlich nur eine Aktualisierung des Zeigers auf einen neuen Commit des Submoduls. Der eigentliche Inhalt des Submodul-Verzeichnis wurde allerdings nicht aktualisiert. Das sieht dann so aus, als gäbe es noch nicht eingecheckte Dateien innerhalb Deines Arbeitsverzeichnis:

$ git diff
diff --git a/rack b/rack
index 6c5e70b..08d709f 160000
--- a/rack
+++ b/rack
@@ -1 +1 @@
-Subproject commit 6c5e70b984a60b3cecd395edd5b48a7575bf58e0
+Subproject commit 08d709f78b8c5b0fbeb7821e37fa53e69afcf433

Dieser Zustand tritt auf, weil der Zeiger auf den Commit im Submodul derzeit nicht der Commit ist, welcher im Submodul ausgecheckt ist. Um dies zu beheben, muss man den Befehl git submodule update erneut ausführen:

$ git submodule update
remote: Counting objects: 5, done.
remote: Compressing objects: 100% (3/3), done.
remote: Total 3 (delta 1), reused 2 (delta 0)
Unpacking objects: 100% (3/3), done.
From git@github.com:schacon/rack
   08d709f..6c5e70b  master     -> origin/master
Submodule path 'rack': checked out '6c5e70b984a60b3cecd395edd5b48a7575bf58e0'

Dieser Update muss jedes Mal ausgeführt werden, wenn man das Superprojekt pullt und dort ein Änderung in einem Submodul enthalten ist. Es ist vielleicht ein wenig merkwürdig, aber es funktioniert.

Häufig tritt beim Arbeiten mit Submodulen ein Problem bei folgendem Szenario auf: Ein Entwickler führt Änderungen in einem Submodul durch, checkt diese ein, vergisst aber diese Änderungen zum zentralen Server zu pushen. Wenn dann im Superprojekt die Änderung des Submoduls ebenso eingecheckt wird und dieses dann gepusht wird, tritt ein Problem auf. Wenn jetzt andere Entwickler den neuen Stand des Superprojekts holen und den Befehl git submodule update ausführen, erhalten sie eine Fehlermeldung, dass der entsprechend referenzierte Commit von dem Submodul nicht gefunden werden konnte. Das passiert weil dieser Commit bei dem zweiten Entwickler noch gar nicht existiert. Wenn ein solcher Fall auftritt, erhält man in etwa folgende Fehlermeldung:

$ git submodule update
fatal: reference isn’t a tree: 6c5e70b984a60b3cecd395edd5b48a7575bf58e0
Unable to checkout '6c5e70b984a60b3cecd395edd5ba7575bf58e0' in submodule path 'rack'

Dann kann man allerdings herausfinden, wer zum letzten Mal eine Änderung eingecheckt hat:

$ git log -1 rack
commit 85a3eee996800fcfa91e2119372dd4172bf76678
Author: Scott Chacon <schacon@gmail.com>
Date:   Thu Apr 9 09:19:14 2009 -0700

    added a submodule reference I will never make public. hahahahaha!

Dann kannst Du diesem Entwickler eine E-Mail schreiben und ihn auf seinen Fehler aufmerksam machen.

Superprojekte

In manchen großen Projekten möchten die Entwickler die Arbeit in verschiedenen Verzeichnissen aufteilen, sodass das jeweilige Team in diesen Verzeichnissen arbeiten kann. Man trifft diese Vorgehensweise häufig an, wenn ein Team gerade von CVS oder Subversion nach Git gewechselt hat, im alten System ein Modul oder eine Sammlung von solchen Unterverzeichnissen gebildet hat und diesen Arbeitsablauf weiterhin verwenden möchte.

In Git kann man diese Vorgehensweise gut abbilden, indem man für jedes Unterverzeichnis ein neues Git-Repository erzeugt. Zusätzlich kann man dann ein Superprojekt erzeugen und die ganzen Git-Repositorys als Submodul hinzufügen. Ein Vorteil dabei ist, dass man mit Hilfe von Tags und Branches im Superprojekt das Verhältnis der einzelnen Submodule zueinander festhalten kann.

Häufige Probleme mit Submodulen

Die Arbeit mit Submodulen verläuft jedoch nicht immer reibungslos. Man muss verhältnismäßig gut aufpassen, wenn man in einem Submodul-Verzeichnis arbeitet. Wenn man nämlich den Befehl git submodule update ausführt, checkt Git den entsprechenden Zustand des Commits aus, aber checkt dabei keinen Branch aus. Diesen Zustand nennt man auch detached HEAD. Das bedeutet, dass die Datei HEAD direkt auf einen Commit zeigt und nicht, wie sonst üblich, auf eine symbolische Referenz, also zum Beispiel auf einen Branch. Das Problem dabei ist, dass man normalerweise in einem solchen Zustand nicht weiterarbeiten möchte, weil es sehr leicht vorkommen kann, dass Änderungen verloren gehen. Wenn man also den Befehl git submodule update aufruft, dann einen Commit in dem entsprechenden Submodul-Verzeichnis ausführt, ohne davor einen Branch auszuchecken, und dann noch einmal git submodule update im Superprojekt aufruft, ohne dass man die Änderungen im Submodul im Superprojekt eingecheckt hat, verliert man die ganzen Änderungen, ohne dass Git einen darauf vorher hinweist. Tatsächlich ist es so, dass die Änderungen nicht verloren gehen, aber es gibt keinen Branch, der auf die entsprechenden Commits hinzeigt, und damit kann es schwierig werden, die entsprechenden Commits wiederherzustellen beziehungsweise sichtbar zu machen.

Um dieses Problem zu vermeiden, sollte man also immer in dem Submodul-Verzeichnis einen neuen Branch mit git checkout -b work oder auf eine andere Art und Weise erzeugen. Wenn man dann wieder das Aktualisieren des Submoduls ausführt, wird Git wieder den ursprünglichen Commit auschecken, allerdings hat man jetzt mit dem Branch einen Zeiger auf die neuen Commits und man kann sie leicht wieder auschecken.

Wenn ein Projekt ein Submodul enthält und man im Superprojekt zwischen einzelnen Branches hin und her wechseln möchte, kann sich das manchmal auch schwierig gestalten. Wenn man zum Beispiel einen neuen Branch erzeugt, in diesem dann ein Submodul hinzufügt und dann wieder in den ursprünglichen Branch, welcher das Submodul noch nicht enthält, zurückwechselt, hat man im Arbeitsverzeichnis immer noch das Submodul-Verzeichnis, welches auch so dargestellt wird, als ob es von Git noch nicht verfolgt wird:

$ git checkout -b rack
Switched to a new branch "rack"
$ git submodule add git@github.com:schacon/rack.git rack
Initialized empty Git repository in /opt/myproj/rack/.git/
...
Receiving objects: 100% (3184/3184), 677.42 KiB | 34 KiB/s, done.
Resolving deltas: 100% (1952/1952), done.
$ git commit -am 'added rack submodule'
[rack cc49a69] added rack submodule
 2 files changed, 4 insertions(+), 0 deletions(-)
 create mode 100644 .gitmodules
 create mode 160000 rack
$ git checkout master
Switched to branch "master"
$ git status
# On branch master
# Untracked files:
#   (use "git add <file>..." to include in what will be committed)
#
#      rack/

In diesem Fall muss man das Verzeichnis entweder an einen anderen Ort verschieben oder löschen. Im letzteren Fall muss man aber wieder das Submodul komplett klonen, wenn man in den anderen Zweig zurückwechselt. Außerdem kann man dabei lokale Änderungen zunichte machen oder Zweige, welche man noch nicht gepusht hat, verlieren.

Die letzte Falle, in die viele Leute tappen, tritt auf, wenn man bereits vorhandene Verzeichnisse in Submodule umwandeln will. Wenn man also Dateien, die bereits von Git verwaltet werden, entfernen und in ein entsprechendes Submodul verschieben möchte, muss man vorsichtig sein. Ansonsten können schwer zu behebende Probleme mit Git auftreten. Nehmen wir zum Beispiel an, dass Du die Dateien vom Rack-Projekt in ein Unterverzeichnis Deines Projekts abgelegt hast und diese jetzt aber in ein Submodul verschieben möchtest. Wenn Du das Unterverzeichnis einfach löschst und dann den Befehl submodule add ausführst, zeigt Dir Git folgende Fehlermeldung an:

$ rm -Rf rack/
$ git submodule add git@github.com:schacon/rack.git rack
'rack' already exists in the index

Man muss dann das Verzeichnis rack erst aus der Staging-Area entfernen. Danach kann man dann das Submodul erzeugen:

$ git rm -r rack
$ git submodule add git@github.com:schacon/rack.git rack
Initialized empty Git repository in /opt/testsub/rack/.git/
remote: Counting objects: 3184, done.
remote: Compressing objects: 100% (1465/1465), done.
remote: Total 3184 (delta 1952), reused 2770 (delta 1675)
Receiving objects: 100% (3184/3184), 677.42 KiB | 88 KiB/s, done.
Resolving deltas: 100% (1952/1952), done.

Wenn wir jetzt annehmen, dass Du diesen Vorgang innerhalb eines Zweigs durchgeführt hast und jetzt auf einen anderen Zweig, in dem das Submodul noch nicht existiert hat und damit die Dateien noch ganz normal im Repository enthalten waren, wechselst, erhält Du folgenden Fehler:

$ git checkout master
error: Untracked working tree file 'rack/AUTHORS' would be overwritten by merge.

Dann musst Du das Submodul-Verzeichnis rack an einen anderen Ort verschieben, bevor Du diesen Branch auschecken kannst:

$ mv rack /tmp/
$ git checkout master
Switched to branch "master"
$ ls
README	rack

Wenn man dann wieder in den Zweig mit dem Submodul zurückwechseln will, erhält man ein leeres Verzeichnis rack. Um dieses zu befüllen, kannst Du entweder git submodule update ausführen oder Du kannst Deine Kopie von /tmp/rack wieder an den ursprünglichen Ort wiederherstellen.

Subtree Merging

Nachdem wir neben den Vor- und Nachteilen beim Arbeiten mit Submodulen kennengelernt haben, möchte ich jetzt noch eine alternative Lösung zeigen, wie man ähnliche Probleme lösen kann. Wenn Git etwas zusammenführt, also mergt, analysiert es die Teile, die es mergen muss. Auf Basis dieser Analyse entscheidet Git sich für eine geeignete Merging-Methode. Wenn man zwei Branches mergt, dann verwendet Git automatisch die sogenannte Recursive-Strategie. Wenn man mehr als zwei Branches mergt, verwendet Git die sogenannte Octopus-Strategie. Diese Strategien werden automatisch für Dich gewählt, weil die Recursive-Strategie normalerweise sehr gut geeignet ist, um einen Drei-Wege-Merge (engl. three-way merge) durchzuführen — zum Beispiel, wenn es mehr als einen gemeinsamen Vorgänger-Commit gibt — aber der Drei-Wege-Merge ist nur für das Mergen von zwei Branches geeignet. Die Octopus-Merge-Strategie kann mehrere Branches zusammenführen, aber es wird dabei vorsichtiger vorgegangen, um schwierig aufzulösende Konflikte zu vermeiden. Aus diesem Grund wird diese Strategie standardmäßig verwendet, wenn man mehr als zwei Branches zusammenführen möchte.

Es gibt jedoch noch weitere Strategien, die man verwenden kann. Einer dieser Strategien ist der sogenannte Subtree-Merge. Dies kann verwendet werden, um unser Problem mit Unterprojekten zu lösen. Ich möchte Dir im Folgenden aufzeigen, wie man das Rack-Projekt aus dem letzten Kapitel einbindet und dabei den Subtree-Merge anstatt der Submodule verwendet.

Das Prinzip, das hinter einem Subtree-Merge steckt, ist, dass man zwei Projekte hat und eines der Projekte wird in ein Unterverzeichnis des anderen Projekts abgebildet. Wenn man ein Subtree-Merge ausführt, ist Git schlau genug, um zu erkennen, dass ein Projekt ein Abbild von einem anderen Projekt ist und es kann den Merge in geeigneter Weise durchführen — das ist wirklich sehr erstaunlich.

Als erstes musst Du dazu die Rack-Applikation zu Deinem Projekt hinzufügen. Dazu fügst Du das Rack-Projekt als neues Remote-Repository in Deinem Projekt hinzu und checkst dieses in einem separaten Branch aus:

$ git remote add rack_remote git@github.com:schacon/rack.git
$ git fetch rack_remote
warning: no common commits
remote: Counting objects: 3184, done.
remote: Compressing objects: 100% (1465/1465), done.
remote: Total 3184 (delta 1952), reused 2770 (delta 1675)
Receiving objects: 100% (3184/3184), 677.42 KiB | 4 KiB/s, done.
Resolving deltas: 100% (1952/1952), done.
From git@github.com:schacon/rack
 * [new branch]      build      -> rack_remote/build
 * [new branch]      master     -> rack_remote/master
 * [new branch]      rack-0.4   -> rack_remote/rack-0.4
 * [new branch]      rack-0.9   -> rack_remote/rack-0.9
$ git checkout -b rack_branch rack_remote/master
Branch rack_branch set up to track remote branch refs/remotes/rack_remote/master.
Switched to a new branch "rack_branch"

Nach der Ausführung der drei Befehle befindet sich das Rack-Projekt in Deinem Branch rack_branch und Dein eigenes Projekt liegt weiterhin im Branch master. Wenn man jetzt den jeweiligen Zweig auscheckt, sieht man die unterschiedlichen Inhalte im Wurzelverzeichnis:

$ ls
AUTHORS	       KNOWN-ISSUES   Rakefile      contrib	       lib
COPYING	       README         bin           example	       test
$ git checkout master
Switched to branch "master"
$ ls
README

Jetzt möchten wir das Rack-Projekt in Deinen Branch master als Unterverzeichnis hinzufügen. Dies kann man in Git mit dem Befehl git read-tree durchführen. In Kapitel 9 werde ich den Befehl read-tree und dessen verwandte Befehle näher erläutern. Hier möchte ich nur erklären, dass der Befehl das Wurzelverzeichnis eines Branches in die aktuelle Staging-Area und in das Arbeitsverzeichnis packt. Damit hast Du jetzt zu Deinem Branch master zurückgewechselt, den Inhalt des Branches rack_branch in das Unterverzeichnis rack im Branch master Deines Projekts hinterlegt:

$ git read-tree --prefix=rack/ -u rack_branch

Wenn Du jetzt einen Commit ausführst, erscheint es einem so, als ob die ganzen Dateien aus dem Rack-Projekt in diesem Unterverzeichnis liegen — als ob man das Projekt aus einem Tarball-Container hineinkopiert hätte. Das Besondere ist jetzt aber, dass man Änderungen zwischen den verschiedenen Branches jetzt einfach zusammenführen kann. Das bedeutet, wenn das Rack-Projekt aktualisiert wird, kann man sich diese Änderungen einfach holen, indem man in diesen Branch wechselt und dort einen Pull durchführt:

$ git checkout rack_branch
$ git pull

Danach kann man diese Änderungen wieder in den Branch master mergen. Wenn man den Befehl git merge -s subtree verwendet, sollte dies einwandfrei funktionieren. Allerdings wird Git bei Ausführen dieses Befehls auch die jeweilige Historie mergen, was Du wahrscheinlich nicht haben möchtest. Um nun die Änderungen zu holen und eine entsprechende Commit-Nachricht vorzubereiten, hängt man einfach --squash, --no-commit und natürlich -s subtree als Option an:

$ git checkout master
$ git merge --squash -s subtree --no-commit rack_branch
Squash commit -- not updating HEAD
Automatic merge went well; stopped before committing as requested

Die ganzen Änderungen des Rack-Projekts wurden nun zusammengeführt, Du musst jetzt nur noch einen entsprechenden Commit durchführen. Man kann aber auch genau das Gegenteil machen: Man führt Änderungen im Unterverzeichnis rack des Branches master aus und mergt diese dann später in den Zweig rack_branch. Diesen kann man dann den Entwicklern des Rack-Projekts zur Verfügung stellen.

Um die Unterschiede zwischen dem Inhalt in Deinem Verzeichnis rack und dem Code im Zweig rack_branch anzuzeigen, kann man keinen normalen Vergleich mit diff durchführen. Man muss stattdessen den Befehl git diff-tree verwenden und als Argument den zu vergleichenden Branch angeben:

$ git diff-tree -p rack_branch

Um Dein Verzeichnis rack mit dem letzten Stand des Branches master auf dem Server zu vergleichen, kannst Du folgenden Befehl verwenden:

$ git diff-tree -p rack_remote/master

Zusammenfassung

In diesem Kapitel hast Du viele ausgeklügelte Werkzeuge kennengelernt, die es Dir ermöglichen, Commits und die Staging-Area nach Deinen Vorstellungen zu beeinflussen. Wenn ein Problem in Deinem Projekt auftaucht, solltest Du jetzt leicht bestimmen können, welcher Commit den Fehler verursacht hat, sowie wann und von wem der Fehler begangen wurde. Wenn Du andere Projekte in Deinem Projekt verwenden möchtest, hast Du jetzt mehrere Möglichkeiten kennengelernt, wie Du dies handhaben kannst. An dieser Stelle solltest Du jetzt in der Lage sein, die meisten Dinge, die Du bei der täglichen Arbeit benötigst, in der Kommandozeile durchzuführen, ohne dass Dir dabei Schweißperlen auf der Stirn stehen.