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Vier Möglichkeiten

stefaneidelloth edited this page Jan 7, 2021 · 16 revisions

GFK
Prozessarbeit


In der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) gibt es das Modell der Giraffenohren und Wolfsohren, die jeweils nach innen oder außen gerichtet sein können. Wenn uns eine Situation nicht gefällt haben wir nach Marshall Rosenberg vier Möglichkeiten damit umzugehen.

Vier-Ohren.odp
Vier-Ohren.pptx
Vier-Ohren.pdf

  • Sich selbst beschuldigen (Wolfsohren nach innen)
  • Den anderen beschuldigen (Wolfsohren nach außen)
  • Sich selbst Einfühlung geben (Giraffenohren nach innen)
  • Dem anderen Einfühlung geben (Giraffenohren nach außen)
Können wir die gewohnten Möglichkeiten 1 und 2 in die Möglichkeiten 3 und 4 transformieren? Der folgende Text stammt (in leicht veränderter Form) von Niklas Wilkens; Beitrag in einem GFK Forum auf StudiVZ:

Ich schreie dich an, weil du das einfach verdient hast!

1. Das erste wäre, du nimmst es persönlich und hältst es für wahr. Das heißt, du denkst "Ja, vielleicht hat er ja recht und ich hab wirklich verdient, dass er mich anschreit und nicht gerade nett behandelt. Ich muss ein schlechter Mensch sein." Konsequenz wäre Scham, Schuld, Depression. Ein Gefühl, welches einem sagt, das man sich nicht auf sich, seine Intuition, seine Gefühle verlassen darf, denn der andere hat ja Recht.

2. Die zweite Möglichkeit wäre, dass du es ebenfalls persönlich nimmst, aber nicht glaubst, was der andere sagt. Dann wirst du vermutlich sagen: "Was ist das denn für ein Idiot, der hat's ja wohl gar nicht begriffen! Ich hab gefälligst mehr Respekt verdient und der sollte das wissen!" Du wirst sauer. Du drehst den Spieß herum, sagst, der andere hat kein Recht dich so zu behandeln. In beiden ersten Fällen denkst du in Recht/Unrecht. Je nachdem, von wem du denkst, dass er Recht hat, fühlst du dich entweder wütend oder sehr entmutigt und deprimiert.

3. Die dritte Möglichkeit ist dich zu fragen, wie du reagierst, was für ein Gefühl du hast und welches Bedürfnis in dir nicht erfüllt ist, wenn jemand das sagt. Das klingt dann vielleicht so: "Oh Mann, ich bin echt etwas ängstlich und erschrocken, wenn ich das höre. Ich brauch Sicherheit und Respekt für meine Grenzen. Außerdem möcht ich gern sagen, dass ich niemandem weh tun wollte, bin also erschrocken darüber, dass jemand so wütend auf mich reagiert." Du schaust, was wirklich in dir vorgeht, was du fühlst und brauchst. Und du übernimmst Verantwortung für deine Gefühle, indem du klar machst, dass deine Bedürfnisse die Wurzel der Gefühle sind, nicht der Satz des anderen. Dass das so ist, ergibt sich aus diesen vier Reaktionsmöglichkeiten, die wir immer haben.

4. Die vierte Möglichkeit eröffnet sich am ehesten, wenn du ganz in Harmonie mit dir bist und sehr gut weißt, wie du deine Grenzen wahren kannst. Denn dann bist du bereit, zu verstehen, welche Gefühle und Bedürfnisse derjenige mit diesem Satz vielleicht ausdrücken wollte. "Ich schreie dich an, weil du das einfach verdient hast." Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du das schon mal jemandem sagen wolltest? Weißt du noch, was du da gefühlt hast? So ganz ohne Vorgeschichte ist es nicht leicht zu raten, aber vielleicht steckt so etwas dahinter: "Ich hab gerade eine Menge Schmerz in mir und ich weiß gar nicht, wie ich dir das sagen kann! Ich bin sooo sauer! Ich brauch Respekt verdammt!" Wir alle kennen die Erfahrung, dass wir Wertschätzung wollen. Es bedeutet nicht, dass du dafür verantwortlich bist, dass der Sprecher sie bekommt. Er sagt einfach nur, was er ehrlich braucht. Es könnte auch sein, dass er Einfühlung möchte für Schmerz, den etwas ausgelöst hat, was du oder jemand anderes gemacht hat. Dann möchte er einfach, dass verstanden wird, was in ihm vorgeht, ohne Urteil und ohne Analyse.


              
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